In Erinnerung an Jörg
15. Oktober 1986
Stuttgart
Mit dem Tag der Erstsemestereinführung an der Physik-Fakultät der Universität Stuttgart beginnt für mich die Studienzeit. Zwei anderen Neu-Studenten, mit denen ich in den nächsten Jahren viel Zeit verbringen werde, begegne ich während der Erstsemestereinführung zum ersten Mal.
30. September 1993
Stuttgart
Der Tag der Exmatrikulation ist auch das Ende meiner Stuttgarter Zeit. Der Arbeitsmarkt ist – auch für Neu-Physiker – alles andere als gut. Über drei Ecken erhalte ich das Angebot bei einem Hersteller für Windkraftanlagen arbeiten zu können. Dafür ziehe ich Anfang Oktober 1993 nach Osnabrück, in den Norden Deutschlands. Meine Studienfreunde – auch die beiden oben erwähnten – bleiben in Stuttgart, sie hatten sich für eine Promotion entschieden.
Zumindest einmal im Jahr treffe ich die Studienfreunde wieder. Meist in der Weihnachtszeit, immer in Stuttgart. Im Laufe des Jahres 1996 endet auch für sie endgültig die Zeit des Studiums und sie verstreuen sich quer über Deutschland. Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt schon von Osnabrück nach München weitergezogen. Deshalb schlug ich ein Wiedersehenstreffen in Bayern vor, genaugenommen am Rand der Alpen.
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1996
Garmisch-Partenkirchen und Umgebung
Ende August treffen wir uns auf dem zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald gelegenen Campingplatz Tennsee. Das Wetter ist regnerisch und kühl. Neben Besuchen der Partnachklamm und des Walchensees erleben wir ein wohl als historisch zu bezeichnendes 7:1 im Eishockey-Länderspiel zwischen Deutschland und Tschechien.
Dass dieses Treffen für uns Fünf eine lange Tradition begründen wird, das war uns allen damals bestimmt noch nicht bewusst. Auf jeden Fall wollten wir uns im darauf folgenden Jahr wieder treffen. Auf einem Campingplatz werden wir aber – zumindest bis heute – nicht mehr übernachten.
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1997
Niederlande
Eine feste Unterkunft haben wir auch 1997 noch nicht. Wir mieten uns für Anfang Oktober ein Boot und tuckern von Woubrugge aus über die Kanäle und Seen Hollands. Unerfahren wie wir alle im Bootsfahren sind, bleibt das eine oder andere kleinere Missgeschick nicht aus. Zwei Steuerkonsolen an Bord machen das Bootsfahren dabei nicht unbedingt einfacher. Kaputtes Geschirr und eine Schramme am Boot zeugen am Ende davon. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – wird diese Reise im Rückblick immer für Heiterkeit sorgen.
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1998
Fränkische Schweiz
Wiederum Anfang Oktober findet das dritte Treffen statt, halbwegs in der Mitte von unseren damaligen Wohnorten in der Fränkischen Schweiz. Höhlen und andere geheimnisvolle Orte stehen auf dem Programm, dazu ein Ausflug nach Bamberg.
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1999
Prag
Nach den eher Natur-orientierten ersten drei Studie-Reisen steht im Juli 1999 mit der tschechischen Hauptstadt Prag zum ersten Mal eine reine Städtereise an.
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2000
Budapest
Budapest im hochsommerlich-heißen Juli ist das Ziel im Jahr 2000.
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2001
Malta
Malta ist das erste Ziel im Süden Europas, das wir anlässlich unserer jährlichen Treffen besuchen. Über den 1. Mai fliegen wir für ein paar Tage dorthin, haben unsere Unterkunft in Valletta, fahren aber auch mit dem Mietwagen kreuz und quer über die Insel. Bei der Aussage „Fuel is extra“ war uns allerdings nicht klar, dass der Mietwagen überhaupt erstmal „Fuel“ brauchen würde. Tankstellen sind aber am 1. Mai geschlossen. Bis – zum Glück – auf die sehr wenigen, die einen Münzautomaten haben. Nicht zum einzigen Mal während unserer Reisen sind wir an einem der Abende in einer Kneipe, um Fußball zu schauen. In Malta sehen wir so einen Sieg des FC Bayern Münchens im Champions League-Halbfinalhinspiel gegen Real Madrid.
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2002
Südtirol
Nach dem Ausflug in die Ferne geht es Ende Oktober 2002 ins – zumindest für Münchner – nahe gelegene Südtirol.
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2003
Elsaß
Nach Südtirol im Vorjahr wird auch die Reise ins französische Elsaß im Oktober 2003 eine Mischung aus Natur und Kultur. Und exzellentem Essen.
Schon seit Südtirol sind Teddy und Teddine immer auf unseren Studie-Reisen dabei.
9
2004
Trier / Luxemburg
Bei angenehmen Temperaturen besuchen wir im Herbst 2004 die alte Römerstadt Trier und das nicht weit davon entfernte Luxemburg.
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2005
Mallorca
Studie-Treffen Nummer 10! Zu unserem Jubiläum geht es nach Mallorca. Nicht zum Ballermann (der hat im November wohl auch geschlossen), sondern zu Land und Leute quer über die Insel. Ihr fragt euch: Fünf Kerle auf Tour in Malle und kein Ballermann? Nicht, dass es abends auch mal ein Bier gäbe, aber tagsüber steht – wie auf all unseren Reisen – das Besichtigen und Fotografieren im Vordergrund. Kein Wunder, wenn von den Fünfen drei Hardcore-Fotografen sind…
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2006
Sizilien
Nach Malta und Mallorca ist Sizilien die dritte Insel im Mittelmeer, die wir im Rahmen unserer jährlichen Treffen besuchen. Zum ersten Mal auf unseren Studie-Reisen wechseln wir täglich das Quartier. Start und Ende ist Palermo, Stationen dazwischen sind unter anderem Erice, der Ätna, Taormina, Syrakus, Noto und Agrigent. Obwohl schon Ende Oktober haben wir traumhaftes Wetter.
12
2007
Istanbul
Istanbul, das wir Ende Mai / Anfang Juni besuchen, ist – abgesehen von einem Schiffsausflug auf dem Bosporus – wieder eine klassische Städtereise.
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2008
Thüringen
Wieder einmal ein Ziel in Deutschland: Thüringen im Mai 2008. Ausgangsort unserer „Exkursionen“ ist die thüringische Landeshauptstadt Erfurt. Für alle geht es von dort mit dem Rad nach Weimar, für die meisten mit selbigem auch wieder zurück. Für den Ausflug nach Gotha teilen wir uns auf, ich gehöre zum Zweimannteam, das den Zug nimmt (der Plattfuß auf dem Rückweg von Weimar hatte mich frustriert…). Der Nationalpark Hainich und Bad Langensalza sind der Abschluss des Ausfluges in die ehem. DDR.
Da wir alle mit Autos angereist sind, haben wir endlich auch noch eine weitere Möglichkeit: Dias schauen bis zum Abwinken (bei Flugreisen möchte dann doch keiner einen Projektor mitschleifen…). Wobei… Das mit dem Abwinken stimmt so nicht ganz genau, aus Erfahrung mit früheren derartigen Abenden musste jeder, der Dias mitbrachte, sich auf 200 Stück limitieren. Noch bis zur Reise nach Rom 2011 bleiben die schon erwähnten drei Hardcore-Fotografen dem Dia treu.
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2009
Belgien
Brüssel ist Übernachtungsort für unsere Reise nach Belgien im Mai 2009. Die Stadt ist viel abwechslungsreicher als man sie aus den Nachrichten kennt. Neben dem bekannten Europaviertel existiert beispielsweise eine Altstadt und das nette Comic-Viertel. Brüssel ist nicht die einzige Stadt, die wir uns in Belgien anschauen. Ausflüge nach Ostende, Brügge, Mechelen und Antwerpen stehen tagsüber auf dem Programm. Abends versuchen wir uns einen Überblick über die schier unendliche Vielfalt belgischer Biere zu verschaffen.
15
2010
Ruhrgebiet
Auf das Ruhrgebiet als Reiseziel kommt vielleicht nicht jeder. Aber es lohnt sich. Die Anlagen aus dem Zeitalter von Steinkohle und Stahl sind beeindruckend, besonders die Zeche Zollverein in Essen und der Landschaftspark Duisburg-Nord. Das Wetter hätte für Mai besser sein können, aber alles in allem haben wir – wie fast immer auf unseren gemeinsamen Reisen! – Glück.
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2011
Rom
Ruinen der klassischen Art gibt es in Rom (im Vergleich zu den Industrieruinen im Jahr zuvor). Und Hunderte Kirchen. Und Paläste, Brunnen, Plätze, Monumente. Und italienisches Essen. Die ewige Geschichte der Stadt lebt an fast jeder Ecke. Anfang Juni ist es schon sommerlich warm. Die Idee, unser Gepäck am letzten Reisetag im Bahnhofsschließfach zu lassen, geben wir in Anbetracht der riesigen Schlange schnell wieder auf. Stattdessen rumpeln wir mit den Rollkoffern ein letztes Mal durch die Stadt.
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2012
Stockholm
In Stockholm im Juni 2912 ist etwas grundlegend anders als in den Jahren zuvor. Wir sind nur noch zu viert. Jörg ist im Herbst 2011 verstorben. Meistens legen wir uns schon während der aktuellen Reise auf ein Ziel für das kommende Jahr fest, zusammen mit einer Person, die Dinge wie Reisetermin, Unterkunft oder einen Mietwagen für die nachfolgende Reise organisiert. Wenn ich mich richtig erinnere, war es Jörgs Idee Stockholm zu besuchen, er wollte diese Reise auch organisieren. Er konnte es nicht mehr tun.
18
2013
Südfrankreich
Anfang und Ende der Reise durch Südfrankreich im Oktober 2013 verbringen wir in Marseille, in diesem Jahr europäische Kulturhauptstadt. Für die drei Tage dazwischen übernachten wir in Avignon und machen Ausflüge nach Aix-en-Provence, Orange, Carpentras, zum Pont du Gard, nach Nîmes, Aigues-Mortes, Les Baux-de-Provence, Arles und in die Camargue.
19
2014
Südpolen
Polen stand schon früher als mögliches Reiseziel zur Diskussion. Im Herbst 2014 ist es dann so weit. Wir treffen uns für unser fünftägiges Treffen in Krakau, der früheren polnischen Hauptstadt. Zwei von uns, die schon am Morgen des ersten Reisetages anreisen, nutzen das zu einem Ausflug ins Salzbergwerk Wieliczka. Von Krakau geht es bei regnerisch-trübem Wetter am dritten Tag über Kalwaria Zebrzydowska nach Auschwitz. In einer mehrstündigen Führung werden uns die Stätten, die für den unglaublichen nationalsozialistischen Terror stehen, gezeigt. Tief bedrückt geht es abends weiter nach Breslau.
20
2015
Schottland
Nach den städtisch orientierten Reisen der Jahre zuvor steht zum Jubiläum unserer zwanzigsten gemeinsamen Reise eine Mischung aus Kultur, Natur und Technik (!) auf dem Programm. Start und Ende der Rundreise durch den Süden und die Mitte Schottlands ist Edinburgh. Schottland steht nicht im Ruf das schönste Wetter Europas zu haben. Das können wir auch nach unseren fünf Tagen im Mai 2015 bestätigen, von Regen bis strahlendem Sonnenschein war alles dabei. Mit einem deutlichen Mehr an schönem Wetter.
Am ersten Reisetag geht es für drei von uns von Edinburgh nach Dumfries nahe der Irischen See, mit Zwischenstopps bei den Ruinen von Melrose Abbey und Jedburgh Abbey. Unseren vierten Mann treffen wir erst in Dumfries auf dem Weg ins Pub, stürmisches Wetter hatte seine Anreise verzögert. War der erste Tag geprägt von Klosterruinen, so liegt am zweiten der Schwerpunkt auf Schlösser und Burgen. Vom Caerlaverock Castle geht es über Drumlanrig Castle zum wunderschön gelegenen Culzean Castle. Balloch ist unser nächster Übernachtungsort und Start für unsere Fahrt durch den Loch Lomond and The Trossachs National Park. Ein früherer Musiker der brtischen Armee betreibt die Unterkunft, in der wir in Callander übernachten. Nicht nur, dass er seine Gäste mit Dudelsackmusik weckt, er begleitet auch das Frühstück mit musikalischen Einlagen. Zwei der bekanntesten Schlösser Schottlands stehen am vorletzten Tag auf unserem Programm, morgens Stirling Castle, nachmittags Edinburgh Castle, dazwischen besichtigen wir das Falkirk Wheel, ein Schiffshebewerk in Form eines Riesenrades. Am letzten Tag beschließt ein weiterer Stadtspaziergang durch Edinburgh unsere Schottlandreise.
Eine bestimmte Reise herauszuheben wäre gegenüber all den anderen ungerecht. Und so interessant jede einzelne von ihnen auch war, das besondere ist, dass wir uns – auch nach all den Jahren – immer auf unser Wiedersehen freuen. Bei aller Wichtigkeit der Besichtigungen und des Fotografierens ist das Schönste an diesen Treffen die Zeit, die wir miteinander verbringen.
Die ersten Zwanzig waren erst der Anfang. Nummer 21 ist schon geplant.
Tolle Zusammenstellung Jürgen!
Und tolle Anregungen für eigene Kurztrips.