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Trans-Kanada Teil 1

Die große Kanada-Durchquerung im Herbst 2007 hatte ihren Anfang in Toronto, der Millionenmetropole im Osten des Landes. Für die vierwöchige Reise hatten wir nur in zwei Orten Unterkünfte reserviert, in Toronto am Beginn der Reise und in Vancouver, dem Schlussort.

Die reservierte Unterkunft im Zentrum Torontos war nach etwas Sucherei auch gefunden. Nur gab es nicht einmal so etwas wie eine Rezeption in der einfachen Unterkunft. Irgendwann hatten wir eine Telefonnummer rausgefunden, die man zum Einchecken anrufen sollte. Nur das telefonische Gegenüber wußte nichts von unserer Reservierung (oder wollte nichts davon wissen). Wie sich rausstellte, fand gerade das internationale Filmfestival in Toronto statt. Und alles schien ausgebucht. Leichte Verzweiflung über den Reisefehlstart kam auf. Ein Taxifahrer, der uns eigentlich zu einem Autovermieter bringen sollte (auch dies erwies sich als Problem, da es Samstagnachmittag war, und an einem solchen in Toronto Downtown die Autovermieter früh dicht machen), hatte die Idee, es bei den Motels an der Kingston Road zu versuchen. Wir hatten Glück und bekamen im Andrews Motel ein großes und geräumiges Zimmer.

Andrews Motel Toronto

Andrews Motel Toronto

Nicht gerade im Zentrum, aber unweit einer U-Bahn-Station, sind wir froh eine Unterkunft gefunden haben.

An den folgenden zwei Tagen in Toronto sind wir an einen in der Stadt selbst (bei schönstem Wetter), am anderen machen wir einen Ausflug zu den nahe gelegenen Niagara-Fällen (bei übelstem Pisswetter (vielleicht kein schöner Ausdruck, er passt aber…)).

Von Toronto aus geht es mit dem Zug in Richtung Westen. Nicht mit irgendeinem Zug, sondern mit dem „Canadian“.

"The Canadian" Toronto - Edmonton

"The Canadian" Toronto - Edmonton

Zug fahren im europäischen Sinne kennen die Kanadier nicht, zumindest nicht auf Fernstrecken. So handelt es sich bei den Reisenden des  „Canadian“ fast ausschließlich um Touristen, die die Weiten Kanadas in „Slow Motion“ erleben wollen. Für den größeren Geldbeutel bietet der Zug Schlafwagenabteile, wir haben uns aber für die Fahrt im günstigeren Großraumwagen entschieden. Auch den Passagieren der Großraumwägen steht ein  Panoramawagen und ein Bordrestaurant zur Verfügung. Letzteres bietet sehr gutes Essen zu bezahlbaren Preisen.

Die Fahrt des „Canadian“ beginnt an der Union Station in Toronto frühmorgens (die Wartezeit vor dem Einsteigen wird abrupt durch die Festnahme mehrerer Jugendliche unterbrochen), führt zuerst durch das seenreiche Ontario. Den einzigen längeren Halt auf der knapp dreitägigen Reise nach Edmonton macht der Zug in Winnipeg (Manitoba). Man hat eine knappe Stunde Zeit sich die Beine außerhalb des Zuges zu vertreten. Von Saskatchewan, nach Ontario und Manitoba der dritten kanadischen Provinz unserer Reise, sehen wir nicht viel, da der Zug diese Provinz in der Nacht durchquert. Der dritte Tag der Bahnreise beginnt mit den riesigen, von Getreideanbau geprägten Weiten Albertas.

Für uns endet die Fahrt im „Canadian“ im recht unspektakulären Bahnhof von Edmonton; der Zug selbst endet dort noch nicht, er setzt seine Reise durch die Rocky Mountains bis nach Vancouver fort. Vancouver ist zwar auch unser Ziel, wir wollen es aber mit einem Camper erreichen. Der Übergabepunkt für unseren schon vorab gemieteten Camper ist allerdings nicht Edmonton sondern das etwa 300 Kilometer südlich davon gelegene Calgary.

Um von Edmonton nach Calgary zu kommen, hatte ich für einen Tag ein „normales“ Auto gemietet, die Übernahme an der Ausgabestelle im Stadtzentrum Edmontons geht schnell (nach dem Ausfüllen der Formulare bekommt man den Autoschlüssel in die Hand gedrückt, eine knappe Wegbeschreibung zu einem Parkhaus und den gut gemeinten Hinweis, man solle dort die Autoschlüsselfernbedienung nutzen – der gewählte Wagen würde beim Öffnen der Türen ja blinken…). In Edmonton schauen wir uns außer der Downtown nur noch die West Edmonton Mall an, das nach eigenem Anspruch größte Einkaufszentrum der Welt (ja, es stimmt, ich habe mir ein Einkaufszentrum angeschaut! Da soll noch mal jemand sagen, dass ich Läden jeglicher Art beim Städte-Sightseeing großzügig aus dem Weg ginge…).

Die letzte Nacht vor Beginn des Camper-Abenteuers (bis zu diesem Zeitpunkt hielt ich diese Form des Reisens für spießig und langweilig) haben wir im Quality Inn in Calgary.

Quality Inn Calgary

Quality Inn Calgary

Die Unterkunft ist unweit des Flughafens gelegen und bietet ein wunderschönen Blick auf die Skyline Calgarys. Am Morgen fahren wir zum Flughafen, geben den Mietwagen ab und lassen uns von unserem Camper-Vermieter abholen. Deutschsprachig bekommen wir noch eine ausführliche Einführung in unser Fahrzeug, einem Ford F-350 Super Duty, der auf der Pick-Up-Ladefläche das Wohnteil hat (Falls man eine Kanadareise mit einem Camper plant, lohnt es sich, diesen früh zu mieten. Nicht nur, dass die Auswahl dann am größten ist, im Allgemeinen gibt es auch zusätzlich sogenannte Frühbucherpakete (wie beispielsweise das Entfallen der Einwegpauschale oder zusätzliche Freikilometer), die bares Geld wert sind.). Nach nervösem Anfang (der Pick-Up-Camper ist zwar für kanadische Verhältnisse ein ziemlich kleines Wohnmobil, für mich aber trotzdem ein riesiges (und insbesondere breites) Fahrzeug) gehts los. Zumindest fast. Die erste Fahrt ist nur kurz und endet auf einem Supermarktparkplatz. Der leere Kühlschrank will noch gefüllt werden. Dann noch ein Abstecher in die Downtown Calgarys (das dann doch lieber mit dem öffentlichen C-Train).

Bevor es in Richtung Westen geht, liegen die ersten Ziele in der Prärie östlich und südlich Calgarys. Darüber und über den Rest der Reise mehr in Teil 2 von Trans-Kanada.

Hilton Copenhagen Airport Hotel

Hilton ist nicht gerade die Hotelmarke, nach der ich üblicherweise Ausschau halte. Aber auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit in Kopenhagen im September 2009 bin ich auf das Angebot „2 Nächte zum Preis von einer“ gestoßen. Damit wurde das Hilton Copenhagen Airport Hotel interessant und von mir auch gebucht.

Wie der Hotelnamen schon vermuten lässt, befindet sich das Hotel in unmittelbarer Nähe zum Flughafen und ist mit diesem über eine überdachte Fußgängerbrücke verbunden. Klar ist damit auch, dass das Hotel nicht gerade im Zentrum Kopenhagens liegt, was aber aufgrund der sehr guten Anbindung durch U-Bahn und Zug (beide brauchen jeweils nur gut 10 Minuten in die Innenstadt) kein wirklicher Nachteil ist. Schade ist, dass es ein 24-Stundenticket nur für das sog. Greater Copenhagen, nicht aber für das reine Stadtgebiet gibt.

Hilton Copenhagen Airport Hotel

Hilton Copenhagen Airport Hotel

Übernachten und Frühstück ist im Preis inbegriffen. Ich erwähne das hier mal besonders, weil alles andere extra kostet. Das Frühstücksbuffet ist groß und bietet eine umfangreiche Auswahl. Die Preise für die Minibar sind dagegen unglaublich, oder sind 5,50 Euro für 0,25 Liter Cola wirklich gerechtfertigt? Für eine Stunde WLAN-Zugang verlangt das Hilton 50 dänische Kronen (fast 7 Euro) – da sind die 150 Kronen (ungefähr 20 Euro) für 24 Stunden ja fast schon ein Schnäppchen (obwohl man damit anderswo schon einen 1-monatigen DSL-Zugang bekommt). Die Politik, die hinter einem solchen Preisgebaren steht, kann ich nicht nachvollziehen.

Hilton Copenhagen Airport Hotel: Minibarkarte

Hilton Copenhagen Airport Hotel: Minibarkarte

Für mich war es der erste Besuch in Kopenhagen seit über 20 Jahren. Damals – 1986 – war es die erste Station auf einer Interrailreise mit dem Schwerpunkt Skandinavien. An ein Hilton – mit oder ohne Spezialtarif – war damals überhaupt nicht zu denken. Die Übernachtungskosten beliefen sich für die ganze Reise auf genau 0 Euro (auch wenn es den Euro damals noch nicht gab). Nachtzüge oder mal ein Bahnhofswartesaal reichten völlig aus.

Kopenhagen hatte ich als als nicht wirklich spannend in Erinnerung und war dann bei meinem erneuten Besuch umso überraschter. Eine interessante Mischung aus historischen Gebäuden, aufgefrischten alten Gegenden und moderner Architektur. Dazu eine spürbare Lebendigkeit auf den Straßen und Plätzen.

Was mich aber entäuschte, war der Vergnügungspark Tivoli. Ich weiß nicht, was ich wirklich erwartete, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihn dieses Mal anschauen mußte. Man zahlt Eintritt (85 Kronen, d.h. gut 11 Euro), um dann wiederum Eintritt für Fahrgeschäfte zahlen zu dürfen. Oder in einem der vielen Restaurants Geld ausgeben zu dürfen. Vielleicht habe ich den höheren Sinn auch einfach nicht verstanden.

Und zu guter Letzt: Ich hatte den Eindruck, dass es in Kopenhagen mehr 7-Eleven gibt als in Bangkok. Und dort gab es schon viele (ich hatte damals bei Fahrten durch Bangkok mit meiner damaligen Freundin den Wettbewerb, wer den jeweils nächsten 7-Eleven als Erstes entdeckt, aber dies (und dass ich diesen Wettbewerb immer verlor) ist eine andere Geschichte).

7-Eleven

Flughafen – Jugendherberge – Bahnhofsmission

Was haben Flughafen, Jugendherberge und Bahnhofsmission gemeinsam? Es sind die Orte dreier Übernachtungen einer besonderen Reise.

Januar 1986. Fürstenberg-Gymnasium Donaueschingen. Die Zeit der schriftlichen Abiturprüfungen. Zwischen der letzten Prüfung und dem Wiederbeginn des regulären Unterrichts liegen ein paar freie Tage. Abiturprüfungen bringt man (hoffentlich!) höchstens einmal im Leben hinter sich. Der Großteil der Mitabiturienten fährt in diesen freien Tagen zum Skifahren und Feiern auf eine Berghütte. Skifahren war allerdings schon damals nicht mein Ding, so dass das für mich nicht in Frage kam. Gebraucht wurde eine andere Form der Kurzreise, die noch dazu nicht viel kosten sollte.

Geflogen bin ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie. Das wär’s doch. Eine Flugreise! Nur Fliegen ist im Jahr 1986 noch ein teurer Spaß. Die Billigflieger gibt es noch nicht. Die Lufthansa ist in Deutschland konkurrenzlos und bestimmt die Preise. Aber es gibt damals noch die Flugstrecke Stuttgart – Frankfurt. Sie ist bezahlbar und Stuttgart liegt (global galaktisch betrachtet) vor der Haustür. Der Anreiseaufwand steht trotzdem in keinem Verhältnis zur Flugdauer. Aber darum geht es ja auch nicht. Es geht ums Fliegen.

Stuttgart - Frankfurt - Stuttgart

Stuttgart - Frankfurt - Stuttgart

Ein Elternteil findet sich auch, dass mich und zwei Schulfreunde mit dem Auto zum Stuttgarter Flughafen fährt. Das Abenteuer beginnt. Alles ist neu und aufregend. Check-In. Sicherheitskontrolle. Das große Flugzeug. Und es wird ein schöner Flug. Die Sicht ist gut. Und ich darf sogar – trotz der Kürze des Fluges (die reine Flugstrecke sind vielleicht gerade mal 200 Kilometer) – einen Blick ins Cockpit werfen (was damals noch möglich war). Vier Tage im winterlichen Frankfurt am Main stehen vor uns. Und drei Nächte.

Für die erste Nacht kehren wir abends zum Flughafen zurück. Das Übernachten ist dort nicht so richtig erlaubt. Rausschmeissen können sie uns aber auch nicht. Wir haben schließlich ein gültiges (Rück-) Flugticket in der Tasche (dass dieser Flug erst 3 Tage später und auch nur nach Stuttgart geht, scheint nicht weiter aufzufallen). Nur der Übernachtungsort selbst im Flughafen ist schlecht gewählt. Es ist ein Wartebereich, in dessen Nähe die Putzkolonnen stationiert sind. Die ganze Nacht herrscht ein beständiges Kommen und Gehen. Und das mit Wägelchen, die mit ihren kleinen Rädchen ohne Unterlass über den Noppenboden rattern. An viel Schlaf ist nicht zu denken. Heutzutage wäre das einfacher. Man bekommt Tipps beispielsweise auf „Sleeping in Airports“. Aber das wichtigste, es ist warm (es ist schließlich Januar), es gibt Toiletten und es ist umsonst.

Für die zweite Nacht sollte es dann etwas komfortabler sein. Wurde es auch. Ein Vielbettzimmer in der Frankfurter Jugendherberge. Nicht gerade der Luxus. Ein – nennen wir es mal – seltsam anmutendes Publikum. Aber es ist warm und es hat Duschen!

Die dritte Nacht beginnt mit dem Abend im Frankfurter Appelwoi-Viertel Sachsenhausen. Der Abend war lang und lustig (drei geschnitzte afrikanische Elefanten zu Hause im Regal erinneren mich heute noch daran (was sollte man sich auch sonst aus Frankfurt mitbringen?? Noch dazu, weil die Entäuschung riesig war, tagsüber im Zoo keine Elefanten angetroffen zu haben)). Nur die Übernachtungsfrage war noch ungeklärt. Die Bänke im Frankfurter Hauptbahnhof sind im Winter nicht sehr einladend. Warum nicht die Bahnhofsmission? Gesagt, gefragt. Da wir unsere S-Bahn-Tickets für die Fahrt zum Flughafen für den nächsten Tag schon haben, gelten wir als Bahnreisende und werden aufgenommen.

Der Höhepunkt des vierten Tages war natürlich der Rückflug nach Stuttgart. Diesmal mit keiner guten Sicht nach unten. Aber das Geschehen oberhalb der Wolken zu sehen ist für einen Flugneuling wie mich auch sehr schön.

Die nächste Flugreise – drei Jahre später – war dann aber schon eine richtige. Sie ging immerhin bis nach Island.

Die drei Beteiligten der Frankfurt-Reise im Jahr 1986, meine beiden Schulfreunde und ich, wiederholten unsere Reise dann 10 Jahre später. Wiederholen ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Das Ziel ist nicht mehr Frankfurt (was nicht unmittelbar daran liegt, dass die Strecke Stuttgart – Frankfurt nicht mehr beflogen wird), sondern Kapstadt. Und auch die Übernachtungssituation hat sich verbessert. Statt Flughafen, Jugendherberge und Bahnhofsmission gibt es in Südafrika schöne Bed & Breakfast-Unterkünfte. Und im Addo-Nationalpark reichlich lebende Elefanten!

Bed & Breakfast in Irland

Bevor die Irlandreise im Juli 2009 in Dublin zu Ende gehen sollte, wollte ich in den Tagen davor ein wenig vom Rest der grünen Insel erkunden.

Aer Lingus bietet Direktflüge von München nach Dublin an. Auf den ersten (Werbungs-) Blick sogar recht günstig. Aber Aer Lingus verlangt Extra-Gebühren für vieles, beispielsweise für die Reservierung bestimmter Sitzplätze (was gerade für mich mit meinen knapp 2 Metern eine Verlockung ist), aber auch für das Gepäck. Nicht für irgendwelches Zusatzgepäck, sondern für das ganz normale Reisegepäck, also lieber mit einem großen Gepäckstück als mit vielen kleinen reisen.

Die Suche nach der Mietwagenausgabestelle am Flughafen in Dublin erwies sich als nicht völlig einfach (was aber an mir lag, denn wenn ich das sehr breite Englisch (oder was es auch immer war) am Mietwagenschalter besser verstanden hätte, wäre es bestimmt schneller gegangen, also ein Tipp: Die meisten Mietwagenausgabestellen befinden sich nicht in direkter Nähe des Flughafenterminals, sondern ein Stück davon entfernt, und werden von Shuttle-Bussen der Mietwagenfirmen angefahren (die wiederum starten direkt in der Nähe des Terminals)).

Für das Gewöhnen an den Links-Verkehr bleibt nicht viel Zeit. Kaum hat man den Parkplatz der Mietwagenfirma verlassen, hat man schon die erste richtige Herausforderung vor sich. Einen schönen großen, mehrspurigen Kreisverkehr. Hat man den durchfahren (und dabei den richtigen Ausgang gefunden), kommt man auf die Autobahn. Die M50 führt dabei in einem großen Bogen fast um ganz Dublin herum in Richtung Süden. Hinter Dublin verläuft die Straße dann zwar meist in Küstennähe, aber man sieht nicht viel von der Küste. Mit dem Sehen aus dem Auto ist es – wie sich im Laufe der nächsten Tage noch öfters herausstellen sollte – in Irland überhaupt ein mehr oder weniger großes Problem. Oft türmt sich das Buschwerk meterhoch an den Straßenrändern und man fährt zwischen diesen Wänden dahin. Mir wird die Bedeutung von „grüner Insel“ klar.

Am ersten Tag  ist Wexford das Ziel. Dort peilen wir die Touristen-Info an, um uns eine Bed & Breakfast-Unterkunft zu suchen. Die Euros, die die Touri-Info für die Vermittlung bekommt, hätte man sich aber sparen können, denn, obwohl es Hochsaison ist, ist es nicht schwer eine Unterkunft zu finden. Es gibt sie fast wie Sand am Meer. Und die meisten haben auch freie Zimmer. Den Preis empfinde ich als überraschend hoch (70 Euro für 2 Personen in einem Zimmer mit Frühstück im St George Guesthouse). Beim Bezahlen am nächsten Morgen spricht der ausgesprochen nette Hauswirt das Thema selbst an. Er meint, dass sich die Iren mit ihrer Hochpreispolitik selbst ein Bein stellen. Das habe in den Boomzeiten wohl einigermaßen funktioniert, jetzt aber halte es Reisende – insbesondere von der britischen Nachbarinsel – fern. Warum er dann aber nicht die Preise senkt, bleibt sein Geheimnis (und ich traue mich auch nicht danach zu fragen).

St. George Guest House Wexford

Überhaupt sind die Preise in Irland recht hoch. Egal, ob im Supermarkt oder im Fast-Food-Imbiss, 7 Euro für einen Hot Dog, eine Pommes und eine Cola sind nicht ohne. Man erzählt uns, dass viele Iren inzwischen zum Einkaufen nach England fahren. Und was unterwegs immer wieder auffällt, sind die vielen „Zu verkaufen“-Schilder am Straßenrand, oft an kleinen Landhäusern.

Von Wexford weiter durch das gleichnamige County bis nach Hook Head mit seinem Leuchtturm an der Keltischen See. Von dort ins Landesinnere – meist entlang des River Nore und mit einem längeren Stopp an der Ruine der Zisterzienserabtei Jerpoint (Jerpoint Abbey) – nach Kilkenny. Der Ort hat viele nette Ecken und ein paar beachtenswerte Sehenswürdigkeiten. Und die Pub-Dichte ist schon sensationell. Allerdings nicht die Menschendichte in den Pubs. Meist finden sich nur wenige Gäste ein – und das obwohl oft sogar Musik live dargeboten wird. Übernachtet haben wir im sehr zentral gelegenen Daly’s Bed & Breakfast. Kommt man über John’s Bridge in die Lower John Street, muss man schon sehr genau hinschauen, um die Einfahrt in der Häuserzeile nicht zu verpassen (und zu breit oder hoch darf das Auto auch nicht sein).

Daly's Bed & Breakfast Kilkenny

Am dritten Tag von Kilkenny in den Westen Irlands. Nur ein kurzer (Foto-) Stopp am Rock of Cashel. Das heutige Ziel ist der Ring of Kerry auf der Iveragh-Halbinsel. Obwohl landschaftlich schön und abwechslungsreich ist die Autofahrt nicht so spektakulär wie ich es erwartet hatte. Leider gibt es auch hier viel zu selten direkte Blicke auf die Buchten, die Küsten und das Meer. Oft fährt man wieder zwischen steinernen und pflanzlichen Wänden hindurch.

Das Old Forge in Caherdaniel ist unser drittes Bed&Breakfast. Sehr schön gelegen und (wenn es das Wetter zuläßt) mit Blick auf Kenmare River und Beara Peninsula.

Olde Forge Caherdaniel

Nach ein paar (wegen zum Teil heftigen Regens meist sehr kurzen) Stopps im Killarney National Park geht es nordwärts. Nach der Überquerung des Shannon ist Loop Head das Ziel. Irland, so wie ich es mir vorstelle. Steile Klippen, grüne Wiesen, das Meer. Und ein Leuchtturm. Unweit davon das letzte Bed & Breakfast dieser Reise, das Light House Inn in Kibaha (30 Euro pro Nacht und pro Person). Das Light House Inn, direkt an einer Buch der Mündung des Shannon in den Atlantik gelegen – hat auch einen eigenen Pub, so dass einem abendlichen Guinness (oder auch mehreren) nichts entgegenspricht.

The Lighthouse Inn Kibaha

Tag 5 der Rundreise durch das südliche Irland bietet mit den Cliffs of Moher, der sich schon fast außerirdisch anmutenden Landschaft des Burren und der Klosterruine von Clonmacnoise weitere Höhepunkte. Und das alles auch noch bei schönstem Wetter.

Irland hat mir durchaus gefallen. Das Reiseland, in das es mich sofort wieder hinzieht, ist es allerdings nicht. Das liegt auch, aber nicht nur, am (zumindest 2009) schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis. Besonders fiel mir das – wie schon erwähnt – bei den Bed & Breakfasts auf. Vielleicht habe ich aber auch nur eine antiquierte Vorstellung von Bed & Breakfast-Unterkünften. Das Wetter in Irland war nicht unbedingt nach meinem (sommerlichen) Geschmack. Durch die Lage am (besser wohl „im“) Atlantik und fehlender Küstengebirge ist der nächste Regenschauer meist nicht weit. Aber wer nach Irland fährt, erwartet bestimmt auch nichts anderes. Und zu guter Letzt: In Irland hat mir auch das Guinness geschmeckt! Und das im 250. Jahr des Bestehens der Guinness-Brauerei.

Teddy im Kloster

Teddy war der Dritte im  Bunde auf der großen Asienreise 2001/2002. Er hatte nie ein Problem fotografiert zu werden. Ganz im Gegenteil, für seine Foto-Shootings machte er sich immer besonders fein. So auch an jenem schicksalhaften Tag im Kek Lok Si-Tempel auf der malayischen Insel Penang. Über das Geschehen unmittelbar nach der Aufnahme  gibt es allerdings zwischen Teddys Reisebegleitern bis heute unterschiedliche Interpretationen.

Tatsache ist aber, dass Teddy erstmal dort, wo man ihn auch auf dem Bild sieht, sitzen blieb.

Teddy in Kek Lok Si

Nachdem ich erst am folgenden Tag – auf der Fähre von Penang nach Sumatra – gemerkt hatte, dass Teddy nicht mehr bei uns war (d.h. nicht mehr in meinem Rucksack saß, wo er eigentlich zu diesem Zeitpunkt hingehörte), schrieb ich ihm auf Sumatra folgenden Brief:

Lieber Teddy!

Die schönen Tage in Penang brachten uns auch einen sehr traurigen Verlust ein, Dich! Ich glaube, ich habe Dich bei Deinem Fototermin im Kek Lok Si-Tempel einfach sitzen lassen. Leider habe ich das erst auf dem Boot einen Tag später bemerkt. Wir sind über Deinen Verlust sehr traurig. Wir hoffen, dass es Dir gut geht und Du neue Freunde in Malaysia findest. Du warst uns all die Zeit ein prima Reisebegleiter und manchmal sogar ein ausgezeichneter Friedensstifter. Falls Du das liest, melde Dich doch bei uns. Wir holen Dich dann ab! Wir hoffen auch, dass Du Deine Aufgabe, als unser Beschützer auch weiterhin so gut erledigst, auch wenn Du jetzt nicht in meinem Rucksack sitzt. Nur weiss ich noch nicht, was ich Deinen Freunden in München, dem Seehund und den Affen, über Deinen Verbleib erzählen soll, ich befürchte, sie sind genauso traurig, wenn Du nicht mit zurückkommst.

Teddy, es tut mir Leid, Dich allein gelassen zu haben. Pass auf Dich auf!

Dein Jürgen

Der Grund, warum wir überhaupt nach Sumatra fuhren, waren die dort noch in freier Wildbahn lebenenden Orang Utans, die wir im Leuser-Nationalpark besuchen wollten. Das hatte auch wunderbar geklappt, zuerst bei der Auswilderungsstation von Bukit Lawang, später mit Hilfe eines Führers im Regenwald selbst. Der Besuch bei den Affen war sogar einer der Höhepunkte der Reise!

Aber: Der Verlust von Teddy war so schmerzhaft, dass wir beschlossen zurück nach Penang zu fahren, um ihn zu suchen. Gesagt, getan. Um 4 Uhr morgens aufstehen (wer es nicht glaubte, wenn es wirklich wichtig ist, dann kann auch ich das!), dann den Bus um 5 von Bukit Lawang nach Medan, dort das Fährticket gekauft, mit dem Bus weiter zum Hafen in Belawan und mit der Fähre zurück nach Malaysia. Schon wenige Tage nach unserer Abreise aus Penang waren wir wieder dort. Und suchten das nicht ganz kleine Areal des Kek Lok Si-Tempels nach Teddy ab. Die Erwartung ihn auf seinem Platz auf der Brüstung wiederzufinden war zwar nicht so hoch. Aber irgendwo mußte er doch sein! Oder hatte er doch eine neue Heimat in einem malayischen Kinderzimmer gefunden?

Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben als meine Gefährtin doch noch ein letztes Mal den Versuch unternahm, jemanden nach Teddy zu fragen (was aufgrund durchaus vorhandener Sprachschwierigkeiten ja nicht ganz einfach ist). Und wie es das Schicksal so wollte, konnte genau die jetzt Angesprochene sich an Teddy erinnern. Und nicht nur das, sie wußte auch, wo Teddy in den letzten Tagen einen sicheren Unterschlupf gefunden hatte. Die Wiedersehensfreude war bei uns allen riesig. Während wir Teddy von unseren Abenteuern mit den Orang Utans berichteten, schweigt er über seine Zeit im Kloster beharrlich. Bis heute.

So gut Teddy auch das Reisen gefiel, er fühlte sich doch oft allein. Gerade tagsüber, wenn er jenseits der Fotosessions meistens im Rucksack saß. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Schon bald nach der Rückkehr aus Asien lernte er Teddine kennen (und lieben).

Teddy und Teddine

Seitdem sind sie unzertrennlich und nur noch gemeinsam unterwegs.