Archiv des Autors: JR

Ohne (viel) Worte (4)

München, Allianz Arena, 27. Februar 2013.
DFB-Pokal-Viertelfinale. FC Bayern München – Borussia Dortmund.

20:28 Uhr – Die Südkurve präsentiert die Farben der geilsten Stadt

Die Farben der geilsten Stadt

Die Farben der geilsten Stadt

20:30 Uhr – Die Südkurve präsentiert die Farben des besten Vereins

Die Farben des besten Vereins

Die Farben des besten Vereins

22:30 Uhr
Die Fans der Südkurve hatten recht. Nicht nur mit ihrem ersten Farbenspiel.

Down Under (3) – Der Hügel

Das schwerste an einem Bericht für das Reiseblog ist die Einleitung. Der Leser soll ja nicht schon im Laufe des ersten Satzes die Seite weg klicken. Da kann es schon mal passieren, dass ich – bevor ich zum eigentlichen Thema komme – etwas abschweife.

Eine Wüste. Ein Militärlager. Die Sonne brennt gnadenlos. Der Schleifer schickt die Rekruten den staubigen Hügel hoch.

Nachdem der Leser durch die einleitenden Worte gefesselt ist, will er natürlich wissen, wie es weitergeht. Es kommt der zweitschwerste Teil, das geschickte Umschwenken auf das, um was es wirklich geht.

Solch einen Hügel sah ich vor mir, an jenem Dezembertag 2012. Ich bin zwar kein Rekrut (sondern Touri). Und auch nicht in einer Wüste (sondern in Sydney). Nicht einmal in einem Militärlager (sondern im Olympiapark). Aber der Hügel ist da. Und die Sonne brennt – gnadenlos.

 

Der Hügel. Und die Sonne.

Dieses Umschwenken darf natürlich nicht zu abstrus sein.

Der Schleifer war ich selbst. Besser gesagt, mein inneres Verlangen diesen Hügel bezwingen zu wollen. Wie? Diesen Hügel? Es ist ja nicht gerade der Mount Everest…

Um nicht komplett zu verwirren, muss ich jetzt konkreter werden. Der Leser atmet auf. Sofern er bis hier her gekommen ist.

Der Hügel sieht harmlos aus. Er ist es auch. Eigentlich. Aber an diesem Tag – es ist Mittagszeit – hat es knapp 40° C im Schatten. Und Schatten gibt es keinen.

Und ich bin schon lange unterwegs. Immer auf der Suche nach einem Blick auf das Olympiastadion von Sydney. Inzwischen geht es schon lange nicht mehr um einen Blick, sondern um überhaupt einen Blick. Und ja, genau genommen geht es auch nicht um einen Blick, sondern um ein Foto

Habt ihr es gemerkt? Das war der Höhepunkt der Geschichte. Ok, zumindest fast… Deshalb noch eine Abschweifung um die Spannung ins Unermesslichle zu steigern.

Stadien haben einen besonderen Reiz für mich. Deshalb war klar, dass ich meinen „freien Sydney-Tag“ im Australien-Urlaub 2012 zu einem Besuch des Olympiastadions nutzen würde. Die Anreise ist zwar langwierig, da der Olympiapark weit weg vom Stadtzentrum liegt, aber, da man für einen Großteil der Strecke eine Fähre nehmen kann, auch sehr schön. Wer allerdings beim Wort Olympiapark an die grünen Park- und Wasserlandschaften von München oder London denkt, sieht sich sehr schnell getäuscht. Und ist enttäuscht. Der Olympiapark in Sydney ist – 12 Jahre nach den Olympischen Spielen 2000 – ein großes Industriegebiet, mit ein paar eingebetteten Sportstätten.

Das Olympiastadion – heute als ANZ Stadium bezeichnet – will ich mir trotzdem anschauen. Mein Pech ist, dass genau an dem Tag, an dem ich da bin, im Olympiapark das Autorennen „Sydney 500“ stattfindet. Und das Stadion liegt im Innern der Rundkurses…

Sydney Olympic Park: ANZ Stadium und Sydney 500

Sydney Olympic Park: ANZ Stadium und Sydney 500

Die – sonst üblichen – Stadionbesichtigungstouren finden gar nicht statt. Was mir bleibt, denke ich zumindest, sind ein paar schöne Außenaufnahmen. Und weil mir dabei zuerst der Start- und Zielbereich der Rennstrecke im Weg ist, mache ich mich auf den Weg, einen schöneren Blick auf das Stadion zu bekommen.

Ich hoffe, der Leser erkennt solche Wortspiele und ist begeistert!

 

Olympiapark Sydney: Die Suche zu Fuß (rot). Die Aufgabe mit dem Taxi (blau).

Nur mein Weg – die rote Linie in der Karte – führt mich eher weiter weg als näher hin. Und wenn man sich dem Stadion mal ganz nahe wähnt, sind blickdichte Absperrungen nicht weit.

Bis ich den Hügel erblicke…

 

Olympiapark Sydney: Der Hügel (grün).

Den direkten Weg auf die Hügelspitze kann man nicht nehmen. Man ist gezwungen auf dem spiralförmigen Weg (grüne Linie) zu gehen. Oben, immer noch kein Schatten, die letzten Schlucke aus der Wasserflasche, aber endlich ein Blick auf das Olympiastadion von Sydney.

Nach dem Höhepunkt der Geschichte, sinkt der Leser erschöpft zurück. Ich versuche ihn – mit vielen Bildern – noch etwas bei Laune zu halten.

Blick vom Hügel: Sydney Olympic Park mit dem dem Sydney Super Dome und dem ANZ Stadium

Blick vom Hügel: Sydney Olympic Park mit dem dem Sydney Super Dome und dem ANZ Stadium

Zusammen mit ein paar Lagerhallen…

Blick vom Hügel: Sydney Olympic Park mit dem ANZ Stadium

Blick vom Hügel: Sydney Olympic Park mit dem ANZ Stadium

Ich habe den Hügel bezwungen, mein Foto gemacht.

Der Weg vom Hügel zurück zum Ausgangspunkt scheint – wenn man auf die Karte blickt – nur ein kurzer zu sein. Die Ordnungskräfte, die ich am Fuße des Hügels antreffe, erklären mir aber, dass der kürzeste Weg zurück der sei, den ich gekommen bin.

Jede gute Geschichte sollte ein Happy End haben. Die Rekruten überleben die Wüste. Ich den Hügel.

Das ist mir zu viel. Den Weg zwischen hässlichen Industriehallen, entlang breiter Straßen ohne Gehwege, das ganze bei knapp 40 Grad, darauf habe ich keine Lust mehr. Ich habe Glück, ein Taxi kommt vorbei, ist leer, hält an und nimmt mich mit. Es bringt mich zurück zum Ausgangspunkt meines Spazierganges durch den Olympiapark von Sydney.

Am Rande erwähnt (7) – Der MVV

Es wird Zeit. Ich habe lange nichts über meinen Lieblingsverkehrsverbund geschrieben.

Die neuen Monitore in den neuen Straßenbahnen sind schon toll. Man erfährt nicht nur die nächste Haltestelle, sondern auch noch die darauf folgenden. (Das wäre doch auch mal was für die S-Bahn, dort erfährt man zwar dauerhaft die Endhaltestelle und immer erst kurz vor dem Stopp die nächste Haltestelle – was auch nicht ganz stimmt, denn der Name der Haltestelle wechselt immer mit einer nervigen Anzeige der Art „Nächster Halt“ ab.)

Dass der MVV einen besonderen Humor hat, wusste ich bisher nicht. Jetzt schon. Fällt das Anzeigesystem aus, zeigt das Ersatzbild dauerhaft „Dynamisches Fahrgastinformationssystem“ an.

Monitore in der Straßenbahn

Monitore in der Straßenbahn

Und weil ich gerade dabei bin… Noch zwei Bilder vom MVV.

Donnersbergerbrücke, Teil der Münchner S-Bahn-Stammstrecke. Dumm, wenn man in 64 Minuten auf dem Bahnhof erscheint… Oder nicht in Richtung Wolfratshausen will (ok, das ist jetzt unfair, ich nehme mal an, alle Züge, die nicht nach Wolfratshausen fahren, fahren auf einem anderen Gleis).

S-Bahnhof Donnersbergerbrücke: Anzeigetafel

S-Bahnhof Donnersbergerbrücke: Anzeigetafel

Und… Pech ist, wenn dem MVV-Monatsticket aus dem MVV-Automaten die Monatsangabe fehlt. Also Besuch beim Kundencenter. Die Schlange der Wartenden ist lang bei meiner Ankunft, bei meinem Weggehen hat sie sich wie von Geisterhand aufgelöst.

MVV-Monatstickets - mit und ohne Monat

MVV-Monatstickets – mit und ohne Monat

Nach meinem Versichern, dass ich am 19. Februar keine Monatskarte für den Februar gekauft hätte und dem Vorzeigen meiner Februarkarte bekomme ich auch schon eine neue Monatskarte für den März. Sogar gebührenfrei.

Down Under (2) – Zwei Inseln und ein Ausflug

Die Australienreise 2012 war mit der Sonnenfinsternis über dem Norden Queenslands noch nicht zu Ende.

Nach Ausflügen in die tropische Umgebung von Cairns war das nächste Ziel der Süden von Queensland, genaugenommen die Inseln Lady Elliot und Fraser. Die beiden Inseln könnten nicht unterschiedlicher sein. Die eine – Lady Elliot Island – nicht einmal einen halben Quadratkilometer groß und gut 80 Kilometer von der Küste entfernt, liegt am südlichen Ende des Great Barrier Reef. Die andere – Fraser Island – ist 1840 Quadratkilometer groß und nur durch die wenige Kilometer breite Great Sandy Street vom Festland getrennt.

Auch ihre Entstehungsgeschichten sind gänzlich unterschiedlich. Lady Elliot Island ist eine Koralleninsel – Korallen können nur unter dem Wasser leben, senkt sich allerdings der Meeresspiegel kann aus einem Korallenriff eine Insel wie Lady Elliot entstehen. Fraser Island hingegen ist ein einziger großer Sandhaufen! Über 120 Kilometer lang und durchschnittlich 15 Kilometer breit. Aber nicht nur das, diese größte Sandinsel der Welt besitzt neben einer einzigartigen Flora (beispielsweise Regenwald auf Sanddünen) und Fauna (wie die reinrassigen Dingos) auch fast 200 Süßwasserseen.

Unschwer zu verstehen, warum gerade diese beiden Inseln Ziele der Australienreise wurden.

The Sunlander: Von Cairns nach Maryborough

Mit dem Sunlander, einem der nicht geraden zahlreichen Personenzüge Australiens, ging es Mitte November 2012 von Cairns in einer gut 24-stündigen Fahrt nach Maryborough. Von dort aus weiter mit dem Bus nach Hervey Bay.

Comfort Inn Fraser Gateway in Hervey Bay

Comfort Inn Fraser Gateway in Hervey Bay

Nach einer Nacht in Hervey Bay bringt uns eine kleine Propellermaschine nach Lady Elliot Island. Ruhige Überland-, aber ereignisreiche Unterwasser-Zeiten stehen uns bevor. Wobei man ruhig nur im übertragenen Sinne verstehen darf, Tausende von Vögel sind die wahren Bewohner der Insel…

Lady Elliot Island: Eco Cabin

Lady Elliot Island: Eco Cabin


Great Barrier Reef vor Lady Elliot Island: Tauchende Suppenschildkröte (Grüne Meeresschildkröte)

Great Barrier Reef vor Lady Elliot Island: Tauchende Suppenschildkröte (Grüne Meeresschildkröte)

Nach vier Tagen geht es weiter nach Fraser Island. Eine direkte Verbindung von Lady Elliot aus gibt es allerdings nicht. Erst mit dem Flugzeug nach Hervey Bay. Dann zur Fähre nach Fraser Island. Schade nur, dass der Flieger eine Zwischenlandung in Bundaberg macht. Wir verlieren dadurch gerade so viel Zeit, dass wir die Mittagsfähre nach Fraser Island verpassen. Statt dessen kommen wir erst nachts dort an.

Kingfisher Bay Resort auf Fraser Island

Kingfisher Bay Resort auf Fraser Island

Die Unterkunft ist wunderschön. Und nicht ganz billig. Zum einen, ich erwähnte es schon im ersten Australienbericht, gibt es kein Schnäppchen in Australien, zum anderen ist die Zahl der Unterkünfte auf Fraser Island sehr begrenzt. Wir haben ein großes Zimmer, einen schönen Blick auf die Umgbung und lautstarke abendliche Unterhaltung durch zahllose Frösche. Aber… Am ersten Abend sind wir genervt durch eine nicht verschlossene Tür zum Nachbarzimmer, am zweiten Morgen lässt sich die Eingangstür nicht mehr öffnen. Das elektronisches Kartenschloss ist wegen Insektenbefalls ausgefallen. Glaubt man dem Techniker, der nach langem Warten die Sache repariert, kommt das wohl öfters vor. Ich wünsche mir eine Tür mit Schloss und Schlüssel zurück.

Fraser Island hält, was sie uns versprochen hat. Spektakuläre Natur. Und eine Entscheidung stellt sich schon am ersten Morgen als richtig heraus. Die Entscheidung, die Insel nicht auf eigene Faust mit einem eigenen Vierradfahrzeug zu erkunden. Ich bin mir sicher, wir wären schon am ersten Hügel gescheitert…

Der erste Hügel: Versuch auf der linken Seite ...

Der erste Hügel: Versuch auf der linken Seite …


Der erste Hügel: Neuer Versuch auf der rechten Seite

Der erste Hügel: Neuer Versuch auf der rechten Seite

Stattdessen schließen wir uns einer geführten Tour in einem Allradbus an. Schwer schaukelnd geht es darin über die Insel (wer einen schwachen Magen hat, dem seien dringend Reisetabletten empfohlen!).

Fraser Island im Bus

Schließlich besteht die Insel nur aus Sand. Ebenso natürlich alle „Straßen„. Es gibt nur eine flache Straße auf der Insel – den 75-Mile-Beach. Ganz ohne ist es allerdings auch dort nicht, zum einen muss man auf die Flut achten, zum anderen benutzen Flugzeuge den Strand als Start- und Landebahn.

Cooler Pilot? Oder fragt er im Chat nach dem Weg?

Cooler Pilot? Oder fragt er im Chat nach dem Weg?


Fraser Island: Landung auf dem 75 Mile Beach

Nach dem sehr ereignisreichen Tag im Allradbus (einschließlich unter anderem eines Inselrundfluges, einer Wanderung durch den Regenwald und eines kühlen Bades im Lake McKenzie) sind wir am nächsten Tag zu Fuß in der Umgebung unserer Unterkunft unterwegs – nach erfolgreicher Reparatur unserer Zimmereingangstür…

Kurz vor dem Abflug nach Australien findet sich in einem Reiseführer ein Hinweis auf die Fütterung wilder Delfine. In einem Ort namens Tin Can Bay, rund 100 Kilometer südlich von Hervey Bay gelegen. Da wir zwischen der Rückkehr von Fraser Island und dem Weiterflug nach Sydney noch etwas Zeit haben, beschließen wir dorthin zu fahren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das nicht machbar, also möchte ich ein Fahrzeug mieten. Normalerweise mache ich das immer über die Webseite des ADAC, schon deswegen, weil sie ein umfassendes Versicherungspaket ohne Zusatzkosten vor Ort anbieten. Dieses Mal klappt das aber nicht, sowohl über die Webseite als auch telefonisch, erhalte ich kein Angebot für den entsprechenden Zeitraum.

Also schaue ich bei den typischen Mietwagenfirmen direkt auf ihren Webseiten nach. Alle großen sind am Flughafen von Hervey Bay vertreten. Preislich unterscheiden sie sich nicht wesentlich. Nur in den Öffnungszeiten. Und da ich nicht weiß, wann genau ich am Flughafen sein werde, entscheide ich mich für Avis, sie bieten, wie das nachfolgende Bild zeigt, großzügige Öffnungszeiten – insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz.

Avis-Webseite

Avis-Webseite

Leider sind die Öffnungszeiten nicht das Papier wert, auf dem ich sie ausgedruckt habe. Die – wie sich raus stellen sollte – wichtigste Information versteckt sich in der Adresse: Unmanned Loc. Was wohl heißt, unser Laden hat zwar fast den ganzen Tag auf, aber es ist keiner da, der sie bedient. Dieser Gedanke überkommt mich, als ich mir die Unterlagen ein, zwei Tage vor der geplanten Fahrzeugabholung durchschaue. Ich rufe die angegebene Nummer an und bekomme erklärt, dass nur jemand eine Stunde nach der Ankunft eines Flugzeuges an der Station sei (und auf keinen Fall eine Minute länger, man hat ja auch noch anderes zu tun als auf Kundenwünsche einzugehen…). Der Flughafen von Hervey Bay ist eher kleinerer Natur, normalerweise kommen und gehen nur zweimal am Tag Flugzeuge, einmal um die Mittagszeit, ein zweites Mal am späteren Nachmittag.

Der Frust deswegen ist groß. Wir müssen die erste Fähre zurück zum Festland nehmen. Und das bedeutet zum einen sehr frühes Aufstehen am letzten Tag auf Fraser Island, zum anderen langes Warten auf dem Flughafen von Hervey Bay. Aber was macht man nicht alles, um Delfinen beim Frühstück zu zusehen!

Kurz vor Eintreffen der ersten Maschine machen die 5, 6 Mietwagenschalter am Flughafen Hervey Bay auf. Avis als letzter. Dann geht es aber erstaunlich schnell. Und wir sind unterwegs nach Tin Can Bay.

In Tin Can Bay finden wir schnell eine Unterkunft, das Sleepy Lagoon Hotel Motel. Für den abendlichen Spaziergang mit anschließendem Abendessen lassen wir das Auto am Hotel stehen. Zuerst besuchen wir zwei Pelikane am Hafen und genießen mit ihnen den Sonnenuntergang.

Tin Can Bay: Abendlicher Pelikan-Blick auf den aufgehenden Mond

Tin Can Bay: Abendlicher Pelikan-Blick auf den aufgehenden Mond


Sonnenuntergang in Tin Can Bay

Sonnenuntergang in Tin Can Bay

Gestärkt mit Fish & Chips kommen wir erst in der Dunkelheit zurück in unsere Unterkunft. Wahrscheinlich war es schon da passiert. Aber da es dunkel ist, entdecken wir es erst am nächsten Morgen. Unser Mietwagen hat eine Schramme an der Vorderschürze. Jemandem war unser Auto auf dem Parkplatz wohl im Weg gestanden… Wir melden den Vorfall einem Polizisten der lokalen Polizeistation, werden aber mit der Aussage, dass es sich um einen Bagatellschaden handelt wieder weggeschickt.

Was uns bleibt, ist ein schöner Morgen mit den Delfinen. Und mit den – allerdings ziemlich enttäuscht aussehenden – Pelikanen. Denn sie dürfen bei der Fütterung – wie wir Menschen – nur zusehen.

Kein Frühstücksfisch für den Pelikan (1)

Kein Frühstücksfisch für den Pelikan (1)


Kein Frühstücksfisch für den Pelikan (2)

Kein Frühstücksfisch für den Pelikan (2)


Mensch und Pelikan beobachtet das Frühstück der Delfine

Mensch und Pelikan beobachtet das Frühstück der Delfine

Warum werden in Tin Can Bay wilde Delfine gefüttert? Und warum lassen sie sich füttern? Schließlich kommen die Delfine – am Tag unseres Besuches sind es drei erwachsene Tiere und ein Jungtier – jeden Morgen zur gleichen Zeit zur gleichen Stelle. Angefangen hat die Sache schon vor Jahrzehnten, ein schwer verletzter Delfin wurde über eine längere Zeit hinweg von Einheimischen wieder aufgepeppelt. Auch nachdem er wieder gesund war und wieder selbst jagen konnte, kam er trotzdem jeden Tag bei seinen Rettern vorbei. Und brachte im Laufe der Zeit auch Familienmitglieder mit. Das erwähnte Jungtier ist damit schon mindestens die dritte Generation, die an diesem Ritual festhalten.

Delfine in Tin Can Bay

Die menschlichen Delfinbetreuer achten streng auf bestimmte Regeln, so dürfen die Tiere beim Füttern nicht angefasst werden und sie bekommen auch nur eine ganz bestimmte Menge an Fischen. Ihren restlichen Tagesbedarf müssen sie selbst jagen.

Auf dem Rückweg nach Hervey Bay machen wir noch einen Stopp im schönen Städtchen Maryborough. Maryborough ist der Geburtsort von P. L. Travers, der Autorin der Kinderbücher um das magische Kindermädchen Mary Poppins.

Zurück zu Avis. Ahnend, dass sich auch bei der Abgabe des Mietwagens kein Mitarbeiter am Schalter befinden würde, schreibe ich einen ausführlichen Unfallbericht auf das Rückgabeformular. Es nützt nichts. Avis zieht mit den vollen Selbstbeteiligungsbetrag, immerhin 300 australische Dollar, bei der Abrechnung von meinem Konto ab. Nachfragen bei Avis bringen keine Antwort. Kunde werde ich bei denen wohl nicht mehr.

Trotz dieses unerfreulichen Ereignisses hatten wir wunderschöne Tage im Süden Queenslands. Und der dritte Teil der Reise, Sydney und seine Umgebung, standen uns noch bevor.

Down Under (1) – Die Sonnenfinsternis

August 1999. Ein ausgesprochen schöner Sommermonat im Süden Deutschlands. Kein Regen, praktisch jeden Tag Sonne. Beste Voraussetzungen für ein astronomisches Ereignis der Extraklasse, eine totale Sonnenfinsternis. Am 11. August. Quer durch Süddeutschland zieht ihr Kernschatten, d.h. das schmale Band, innerhalb dessen man die Totalität sehen kann. Wie einzigartig so ein Ereignis ist, merkt man dann, wenn man bedenkt, dass die nächste totale Sonnenfinsternis, bei der der Kernschatten über Deutschland hinwegzieht, erst am 3. September 2081 stattfinden wird.

Der 11. August 1999 war anders als die Tage zuvor, eine dichte Wolkendecke mit nur wenigen Lücken lag über München. Ich hatte an dem Tag frei, entschloss mich nicht wegzufahren, sondern mein Glück im Innenhof meiner Wohnanlage in Englschalking zu versuchen. Es war die richtige Entscheidung.

München-Englschalking: Sonnenfinsternis 11. August 1999

München-Englschalking: Sonnenfinsternis 11. August 1999

Pünktlich zum ersten Kontakt, dem Zeitpunkt, bei dem der Mond erstmalig auf die Sonne trifft, riss die Wolkendecke über mir auf. Und dieses Loch in den Wolken hielt sich bis fast zum Ende des Schauspiels, d.h. dem Zeitpunkt, an dem der Mond die Sonne wieder „verlässt“. Insbesondere während der totalen Bedeckung hatte ich freie Sicht. Ganz im Gegensatz zum Beispiel zu den Zehntausenden, die sich im Münchner Olympiapark versammelt hatten, bei denen zwar „das Licht ausging“, die aber nichts von der „schwarzen Sonne“ zu sehen bekamen.

Sonnenfinsternis 11. August 1999

Sonnenfinsternis 11. August 1999

Die Zeit der Totalität war ein unglaubliches Ereignis. Nicht nur, dass es auf einen Schlag fast stockdunkel wurde, auch das ganze Leben schien still zustehen. Kein Vogelgezwitscher, kein Straßenlärm, nur ein leichter Wind.

12 Jahre später. Herbst 2011. Ich mache mir Gedanken über meine Reiseaktivitäten im darauffolgenden Jahr. Da läuft mir die Information über den Weg, dass es eine totale Sonnenfinsternis über Nordaustralien 2012 geben wird. Australien? Neben Südamerika, Indien und der Antarktis eines der „großen“ verbliebenen Reiseziele auf meiner „Liste“.

Was mich immer von Australien abschreckte, ist die ewige Fliegerei. Selbst bei optimalen Bedingungen ist man gut 20 Stunden unterwegs (und das ist nur die Zeit, die man im Flugzeug verbringt). Aber warum nicht die Sonnenfinsternis zum Anlass nehmen? Und die Jahreszeit ist nahezu perfekt. Frühsommer statt Winteranfang.

Gesagt, getan. Ende November 2011 reserviere ich ein Zimmer in Cairns, fast genau ein Jahr vor der Sonnenfinsternis. Cairns? Cairns ist die einzige größere Stadt, die im Bereich des Kernschattens dieser Sonnenfinsternis liegen wird. Bald darauf buche ich auch die Flüge nach Australien. Ein Haken hat die ganze Sache aber, die Wetterprognose für Cairns ist nicht sooo gut. Die Wahrscheinlichkeit für einen wolkenfreien Himmel beträgt im November – nach langjähriger Beobachtung – gerade mal 50 Prozent.

Anfang November 2012. Die Planung der Australien-Reise steht. Natürlich steht nicht nur die Sonnenfinsternis auf dem Programm. Vom tropischen Norden Queenslands rund um Cairns geht es weiter in den Süden des Bundesstaates, dort erst nach Lady Elliot Island am Great Barrier Reef, dann nach Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt. Als dritter Teil noch Sydney und seine Umgebung. Und das alles entlang der australischen Ostküste.

Zunehmend nervös verfolge ich die Berichte zur bevorstehenden Sonnenfinsternis. Von zehn Tausenden zusätzlichen Besuchern in Cairns und Umgebung ist da die Rede (viele davon reisen den Sonnenfinsternissen weltweit hinterher), von abgesperrten Stränden und nicht befahrbaren Straßen am Tag der Sofi.

In meiner Unsicherheit, was die richtige Strategie für die Sofi ist, stolpere ich zufällig über ein Angebot im Internet: Die Kuranda Scenic Railway – eine touristische Eisenbahn durch das tropische Hinter- und Bergland von Cairns – bietet eine Sofi-Sonderfahrt an. Diese Eisenbahnfahrt stand eh auf dem Wunschzettel für die Tage im nördlichen Queensland. Also warum sie nicht mit der Sonnenfinsternis verbinden? Dadurch wäre auch eine Entscheidung über den Ort, an dem wir sie betrachten wollten, gefallen.

Ein Schnäppchen ist das Angebot nicht, aber Schnäppchen gibt es in Australien eh selten. Ich buche die Zugfahrt. Oder besser gesagt, ich will die Zugfahrt buchen. Wie kompliziert das werden wird, hatte ich so aber nicht erwartet.

Auf der Webseite der Kuranda Scenic Railway ist zunächst alles einfach. Man wählt die Reiseart aus („Special Eclipse train service“), die Anzahl der Personen („2“), die Art der Rückkehr nach Cairns (mit dem Zug oder einer Seilbahn), macht noch ein paar persönliche Angaben und schickt das Webformular ab.

Ich erhalte auf der Webseite nur die Meldung, dass ich eine E-Mail bekommen würde. Ok, etwas umständlich, aber dieses Verhalten kannte ich schon von der Buchung meines Zuges von Cairns in Richtung Süden. Statt alles auf der Webseite zu erledigen, bekommt man ein Text-Formular, das man erst auszufüllen und dann hinzufaxen hat, bevor man dann – wieder per E-Mail – das Ticket bekommt.

Auch von der Kuranda Scenic Railway bekomme ich Post per E-Mail (aufgrund der Zeitverschiebung zwischen Europa und Australien allerdings erst einen halben Tag später). Um in den Besitz der Tickets für die Sonnenfinsternis-Sonderfahrt zu kommen, müsse ich erst die beiliegenden Formulare ausfüllen, unterschreiben und zurückfaxen. Auf diesen Formularen gebe ich allerdings keine Zahlungsdaten an, sondern bestätige auf dem ersten, dass Queensland Rail – der Betreiber der Kuranda Scenic Railway – nicht für das Wetter am Tag der Sonnenfinsternis verantwortlich ist, auf dem zweiten, dass mir klar ist, dass ich, wenn ich in die Sonne blicke, dies nur mit einer Schutzbrille mache. Meine eigene Unterschrift muss ich auch noch durch eine zweite Person und deren Unterschrift bezeugen lassen.

Formular von Queensland Rail

Formular von Queensland Rail

Formular von Queensland Rail

Formular von Queensland Rail

Trotz der Enttäuschung, dass mir Queensland Rail nicht schönes Wetter garantieren würde, mache ich alles, was gefordert wird, gebe auf einer weiteren Seite – unaufgefordert – noch meine Kreditkartendaten an und faxe alles wieder nach Australien.

Ich bin überrascht, als schon ein halber Tag später eine Mail kam, in der es keine weiteren Formulare oder Rückfragen mehr gab, sondern die Mitteilung, dass wir erfolgreich für den Sofi-Sonderzug gebucht hätten.

9. November 2012. Australien, wir kommen! Selten zuvor hatte ich eine Reise nahezu ein Jahr vor mir gesehen…

Singapur: Gardens by the Bay

Singapur: Gardens by the Bay

Singapur: Marina Bay Sands

Singapur: Marina Bay Sands

12. November 2012. Nach gut 14 Stunden Schlaf – die über 40 Stunden ohne Schlaf zuvor, die nicht nur 20 Stunden reine Flugzeit, sondern auch ein Weisswurstfrühstück am Münchner Flughafen, Besuche der Gardens by the Bay und des Daches des Marina Bay Sands (seines Zeichens der teuerste Casino-Bau der Welt) in Singapur sowie ein erster Stadtrundgang durch Sydney (zur Überbrückung zwischen Ankunftszeit und Hotel-Check In) beinhalteten, hatten doch sichtbare Spuren an mir hinterlassen – geht es zurück zum Flughafen in Sydney.

Flug Sydney - Cairns

Flug Sydney – Cairns

Flug Sydney - Cairns

Flug Sydney – Cairns

Nach knapp drei Stunden Flug die Landung in Cairns.

Langwieriges Abholen des Mietwagens (Warum müssen die ganzen Gott-und-die-Welt-Daten nochmals eingegeben werden? Ich habe doch schon alles bei Buchung angegeben! Noch dazu von Menschen, die scheinbar kurz zuvor zum ersten Mal eine Computertastatur in ihrem Leben gesehen haben…). Fahrt zum schon seit einem Jahr reservierten Hotel. Einchecken. Füße hochlegen.

Bohemia Resort Cairns

Bohemia Resort Cairns

13. November 2012. Der Tag zuvor. Wir fahren mit unserem Mietwagen durch die sich westlich von Cairns anschließenden Atherton Tablelands. Das Wetter ist durchwachsen. Sonne wechselt sich mit Wolken ab. Regen gibt es allerdings nur dann hin und wieder, wenn wir im Auto sitzen. Abends geht es früh ins Bett.

Atherton Tablelands: Cathedral Fig Tree

Atherton Tablelands: Cathedral Fig Tree

Atherton Tablelands: Millaa Millaa Falls

Atherton Tablelands: Millaa Millaa Falls

14. November 2012. DER Tag. Kurz nach drei geht der Wecker. Um halb fünf sind wir am Bahnhof. Wir bekommen unsere Plätze des Sofi-Sonderzuges der Kuranda Scenic Railway zugewiesen. Um fünf geht die Fahrt los. Es wird langsam heller. Ein Blick zum Himmel. Geschlossene Wolkendecke. Ich bin trotzdem optimistisch. Beim „letzten Mal“ ging es ja schließlich auch gut…

Bahnhof Cairns: Kuranda Scenic Railway

Bahnhof Cairns: Kuranda Scenic Railway

Kuranda Scenic Railway

Kuranda Scenic Railway

Kurz nach sechs. Wir halten an unserem Aussichtspunkt. Wundervoller Blick auf die tropische Bergwelt, ins Tal, an die Küste, aufs Meer. Und Wolken am Himmel… Aber keine geschlossene Wolkendecke mehr! Einzelne Lücken. Aber in keiner erscheint die – zu diesem Zeitpunkt schon teilbedeckte – Sonne.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Eine Viertel Stunde vor der Totalität ist es soweit! Wir sehen die Sonne zum ersten Mal – natürlich nur durch unsere Schutzbrillen! Und der Mond ist auch da!

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (1)

(1) Was wie eine Mondsichel aussieht ist die Sonne, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett vom Mond bedeckt wird.

Kurze Zeit später erscheint plötzlich eine Wolke wie aus dem Nichts. Die Sonne verschwindet wieder. Die Minuten verrinnen… Doch dann ist sie und er wieder da! Und es sind nur noch wenige Augenblicke bis zur Totalität! Trotz eines dünnen – mit dem bloßen Auge nicht zu erkennenden – Wolkenschleiers nimmt daas Spektakel seinen Lauf: Das Licht geht aus. Die schwarze Sonne steht am Himmel.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (2)

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (3)

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (4)

(2) Der Mond bedeckt die Sonnenscheibe vollkommen, die Korona der Sonne wird sichtbar.
(3) Das Gebiet im Kernschatten liegt in völliger Dunkelheit.
(4) Die Totalität ist beendet, die Sonne wird wieder teilweise sichtbar.

Nach gut zwei Minuten ist der Hauptteil der Show vorbei. Die Sonne kommt wieder hinter dem Mond hervor.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (5)

(5) Die Sonne wird nur noch partiell vom Mond bedeckt.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Wir hatten die totale Sonnenfinsternis 2012 miterlebt! Entsprechend gelöst ist die Stimmung im Zug. Dieser fährt bald weiter, macht noch einen Stopp bei den Barron Falls und beendet seine Fahrt in Kuranda.

Barron Falls

Barron Falls

Bei einem gemeinsamen Frühstück von Fahrgästen und Zugbegleitern auf dem Bahnhof in Kuranda macht bald die Nachricht die Runde, dass nicht alle einen so schönen Blick auf die Sonnenfinsternis hatten. Diejenigen, die in Cairns geblieben sind, sahen nur Wolken.

Bahnhof Kuranda

Bahnhof Kuranda

Die Australien-Reise hatte mit einem absoluten Höhepunkt begonnen. 🙂

Werde ich jetzt zum Sofi-Reisenden? Wer weiß… Die nächsten Sonnenfinsternisse sind über Färöer und Spitzbergen (2015) bzw. über Sumatra, Borneo und Sulawesi (2016) sichtbar – theoretisch zumindest. Denn alle genannten Orte haben eines gemeinsam: eine schlechte Wetterprognose für den Zeitpunkt der Sonnenfinsternis. Die Sonnenfinsternis vom 21. August 2017 ist aber ein heißer (Reise-) Kandidat, dann überquert der Kernschatten die kompletten Vereinigten Staaten.