Die Australienreise 2012 war mit der Sonnenfinsternis über dem Norden Queenslands noch nicht zu Ende.
Nach Ausflügen in die tropische Umgebung von Cairns war das nächste Ziel der Süden von Queensland, genaugenommen die Inseln Lady Elliot und Fraser. Die beiden Inseln könnten nicht unterschiedlicher sein. Die eine – Lady Elliot Island – nicht einmal einen halben Quadratkilometer groß und gut 80 Kilometer von der Küste entfernt, liegt am südlichen Ende des Great Barrier Reef. Die andere – Fraser Island – ist 1840 Quadratkilometer groß und nur durch die wenige Kilometer breite Great Sandy Street vom Festland getrennt.
Auch ihre Entstehungsgeschichten sind gänzlich unterschiedlich. Lady Elliot Island ist eine Koralleninsel – Korallen können nur unter dem Wasser leben, senkt sich allerdings der Meeresspiegel kann aus einem Korallenriff eine Insel wie Lady Elliot entstehen. Fraser Island hingegen ist ein einziger großer Sandhaufen! Über 120 Kilometer lang und durchschnittlich 15 Kilometer breit. Aber nicht nur das, diese größte Sandinsel der Welt besitzt neben einer einzigartigen Flora (beispielsweise Regenwald auf Sanddünen) und Fauna (wie die reinrassigen Dingos) auch fast 200 Süßwasserseen.
Unschwer zu verstehen, warum gerade diese beiden Inseln Ziele der Australienreise wurden.
Mit dem Sunlander, einem der nicht geraden zahlreichen Personenzüge Australiens, ging es Mitte November 2012 von Cairns in einer gut 24-stündigen Fahrt nach Maryborough. Von dort aus weiter mit dem Bus nach Hervey Bay.
Nach einer Nacht in Hervey Bay bringt uns eine kleine Propellermaschine nach Lady Elliot Island. Ruhige Überland-, aber ereignisreiche Unterwasser-Zeiten stehen uns bevor. Wobei man ruhig nur im übertragenen Sinne verstehen darf, Tausende von Vögel sind die wahren Bewohner der Insel…
Nach vier Tagen geht es weiter nach Fraser Island. Eine direkte Verbindung von Lady Elliot aus gibt es allerdings nicht. Erst mit dem Flugzeug nach Hervey Bay. Dann zur Fähre nach Fraser Island. Schade nur, dass der Flieger eine Zwischenlandung in Bundaberg macht. Wir verlieren dadurch gerade so viel Zeit, dass wir die Mittagsfähre nach Fraser Island verpassen. Statt dessen kommen wir erst nachts dort an.
Die Unterkunft ist wunderschön. Und nicht ganz billig. Zum einen, ich erwähnte es schon im ersten Australienbericht, gibt es kein Schnäppchen in Australien, zum anderen ist die Zahl der Unterkünfte auf Fraser Island sehr begrenzt. Wir haben ein großes Zimmer, einen schönen Blick auf die Umgbung und lautstarke abendliche Unterhaltung durch zahllose Frösche. Aber… Am ersten Abend sind wir genervt durch eine nicht verschlossene Tür zum Nachbarzimmer, am zweiten Morgen lässt sich die Eingangstür nicht mehr öffnen. Das elektronisches Kartenschloss ist wegen Insektenbefalls ausgefallen. Glaubt man dem Techniker, der nach langem Warten die Sache repariert, kommt das wohl öfters vor. Ich wünsche mir eine Tür mit Schloss und Schlüssel zurück.
Fraser Island hält, was sie uns versprochen hat. Spektakuläre Natur. Und eine Entscheidung stellt sich schon am ersten Morgen als richtig heraus. Die Entscheidung, die Insel nicht auf eigene Faust mit einem eigenen Vierradfahrzeug zu erkunden. Ich bin mir sicher, wir wären schon am ersten Hügel gescheitert…
Stattdessen schließen wir uns einer geführten Tour in einem Allradbus an. Schwer schaukelnd geht es darin über die Insel (wer einen schwachen Magen hat, dem seien dringend Reisetabletten empfohlen!).
Schließlich besteht die Insel nur aus Sand. Ebenso natürlich alle „Straßen„. Es gibt nur eine flache Straße auf der Insel – den 75-Mile-Beach. Ganz ohne ist es allerdings auch dort nicht, zum einen muss man auf die Flut achten, zum anderen benutzen Flugzeuge den Strand als Start- und Landebahn.
Nach dem sehr ereignisreichen Tag im Allradbus (einschließlich unter anderem eines Inselrundfluges, einer Wanderung durch den Regenwald und eines kühlen Bades im Lake McKenzie) sind wir am nächsten Tag zu Fuß in der Umgebung unserer Unterkunft unterwegs – nach erfolgreicher Reparatur unserer Zimmereingangstür…
Kurz vor dem Abflug nach Australien findet sich in einem Reiseführer ein Hinweis auf die Fütterung wilder Delfine. In einem Ort namens Tin Can Bay, rund 100 Kilometer südlich von Hervey Bay gelegen. Da wir zwischen der Rückkehr von Fraser Island und dem Weiterflug nach Sydney noch etwas Zeit haben, beschließen wir dorthin zu fahren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das nicht machbar, also möchte ich ein Fahrzeug mieten. Normalerweise mache ich das immer über die Webseite des ADAC, schon deswegen, weil sie ein umfassendes Versicherungspaket ohne Zusatzkosten vor Ort anbieten. Dieses Mal klappt das aber nicht, sowohl über die Webseite als auch telefonisch, erhalte ich kein Angebot für den entsprechenden Zeitraum.
Also schaue ich bei den typischen Mietwagenfirmen direkt auf ihren Webseiten nach. Alle großen sind am Flughafen von Hervey Bay vertreten. Preislich unterscheiden sie sich nicht wesentlich. Nur in den Öffnungszeiten. Und da ich nicht weiß, wann genau ich am Flughafen sein werde, entscheide ich mich für Avis, sie bieten, wie das nachfolgende Bild zeigt, großzügige Öffnungszeiten – insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz.
Leider sind die Öffnungszeiten nicht das Papier wert, auf dem ich sie ausgedruckt habe. Die – wie sich raus stellen sollte – wichtigste Information versteckt sich in der Adresse: Unmanned Loc. Was wohl heißt, unser Laden hat zwar fast den ganzen Tag auf, aber es ist keiner da, der sie bedient. Dieser Gedanke überkommt mich, als ich mir die Unterlagen ein, zwei Tage vor der geplanten Fahrzeugabholung durchschaue. Ich rufe die angegebene Nummer an und bekomme erklärt, dass nur jemand eine Stunde nach der Ankunft eines Flugzeuges an der Station sei (und auf keinen Fall eine Minute länger, man hat ja auch noch anderes zu tun als auf Kundenwünsche einzugehen…). Der Flughafen von Hervey Bay ist eher kleinerer Natur, normalerweise kommen und gehen nur zweimal am Tag Flugzeuge, einmal um die Mittagszeit, ein zweites Mal am späteren Nachmittag.
Der Frust deswegen ist groß. Wir müssen die erste Fähre zurück zum Festland nehmen. Und das bedeutet zum einen sehr frühes Aufstehen am letzten Tag auf Fraser Island, zum anderen langes Warten auf dem Flughafen von Hervey Bay. Aber was macht man nicht alles, um Delfinen beim Frühstück zu zusehen!
Kurz vor Eintreffen der ersten Maschine machen die 5, 6 Mietwagenschalter am Flughafen Hervey Bay auf. Avis als letzter. Dann geht es aber erstaunlich schnell. Und wir sind unterwegs nach Tin Can Bay.
In Tin Can Bay finden wir schnell eine Unterkunft, das Sleepy Lagoon Hotel Motel. Für den abendlichen Spaziergang mit anschließendem Abendessen lassen wir das Auto am Hotel stehen. Zuerst besuchen wir zwei Pelikane am Hafen und genießen mit ihnen den Sonnenuntergang.
Gestärkt mit Fish & Chips kommen wir erst in der Dunkelheit zurück in unsere Unterkunft. Wahrscheinlich war es schon da passiert. Aber da es dunkel ist, entdecken wir es erst am nächsten Morgen. Unser Mietwagen hat eine Schramme an der Vorderschürze. Jemandem war unser Auto auf dem Parkplatz wohl im Weg gestanden… Wir melden den Vorfall einem Polizisten der lokalen Polizeistation, werden aber mit der Aussage, dass es sich um einen Bagatellschaden handelt wieder weggeschickt.
Was uns bleibt, ist ein schöner Morgen mit den Delfinen. Und mit den – allerdings ziemlich enttäuscht aussehenden – Pelikanen. Denn sie dürfen bei der Fütterung – wie wir Menschen – nur zusehen.
Warum werden in Tin Can Bay wilde Delfine gefüttert? Und warum lassen sie sich füttern? Schließlich kommen die Delfine – am Tag unseres Besuches sind es drei erwachsene Tiere und ein Jungtier – jeden Morgen zur gleichen Zeit zur gleichen Stelle. Angefangen hat die Sache schon vor Jahrzehnten, ein schwer verletzter Delfin wurde über eine längere Zeit hinweg von Einheimischen wieder aufgepeppelt. Auch nachdem er wieder gesund war und wieder selbst jagen konnte, kam er trotzdem jeden Tag bei seinen Rettern vorbei. Und brachte im Laufe der Zeit auch Familienmitglieder mit. Das erwähnte Jungtier ist damit schon mindestens die dritte Generation, die an diesem Ritual festhalten.
Die menschlichen Delfinbetreuer achten streng auf bestimmte Regeln, so dürfen die Tiere beim Füttern nicht angefasst werden und sie bekommen auch nur eine ganz bestimmte Menge an Fischen. Ihren restlichen Tagesbedarf müssen sie selbst jagen.
Auf dem Rückweg nach Hervey Bay machen wir noch einen Stopp im schönen Städtchen Maryborough. Maryborough ist der Geburtsort von P. L. Travers, der Autorin der Kinderbücher um das magische Kindermädchen Mary Poppins.
Zurück zu Avis. Ahnend, dass sich auch bei der Abgabe des Mietwagens kein Mitarbeiter am Schalter befinden würde, schreibe ich einen ausführlichen Unfallbericht auf das Rückgabeformular. Es nützt nichts. Avis zieht mit den vollen Selbstbeteiligungsbetrag, immerhin 300 australische Dollar, bei der Abrechnung von meinem Konto ab. Nachfragen bei Avis bringen keine Antwort. Kunde werde ich bei denen wohl nicht mehr.
Trotz dieses unerfreulichen Ereignisses hatten wir wunderschöne Tage im Süden Queenslands. Und der dritte Teil der Reise, Sydney und seine Umgebung, standen uns noch bevor.