Es soll ja Leute geben, die wissen an ihrem ersten Urlaubstag nicht, was sie mit ihrem Urlaub machen werden. Bei mir läuft das anders. Voll mit Ideen für Jahre plane (und buche) ich meine Urlaubsreisen recht früh.
Da kann es Überraschungen geben. Beispielsweise Ägypten (fast) ohne Touristen. Wer rechnet schon mit einer Revolution in seinem geplanten Reiseland (und damit, dass anschließend keiner mehr hin will).
Die Reise im Frühjahr 2011 beginnt aber nicht in Ägypten, sondern in Zypern (oder auf Zypern, bei Inseln weiß ich nie so recht, was richtig ist). Neben der Frage der richtigen Präposition – in oder auf – ist auch Zyperns Lage interessant. Gefühlt gehört es zu Europa, geografisch ist es aber schon eindeutig asiatisch.
Den ersten Teil dieser Reise rund ums östliche Mittelmeer (neben Zypern und Ägypten steht auch noch Israel auf dem Programm) – um den es in diesem Bericht geht – werde ich von einer Freundin begleitet.
Kim, frisch geduscht, mit Rollköfferchen, Sonnenbrille im Haar, bereit für die gebuchte Rundreise.
Larnaka ist Start und Ende des zyprischen Teils der Reise, so zumindest der Plan. Dass dieser Plan allerdings korrigiert werden muss, haben wir einem in der Unterkunft in Larnaka vergessenen Reisepass zu verdanken (über das Wer den Pass vergessen hat, breite ich – als nicht Betroffener – großzügig den Mantel des Schweigens aus).
Jetzt könnte man meinen, dass ein vergessener Pass kein wirkliches Drama in einem zur EU gehörenden Land ist. Ist es auch nicht. Solange man im südlichen Teil der Insel bleibt. Will man aber den nördlichen Teil der Insel besuchen (der seit 1974 türkisch besetzt ist), muss man sich beim Grenzübertritt ausweisen können…
Die dadurch notwendig gewordene zusätzliche Übernachtung in Larnaka löst nicht nur Freude beim dortigen Hotelbesitzer aus, er lässt uns auch Sid – bei der Fahrt zurück nach Larnaka – kennenlernen. Sid ist ein Flamingo.
Allein stakst er durch den bei Larnaka gelegenen Salzsee. Dass in diesem See Flamingos staken ist nicht ungewöhnlich, dass es aber nur ein einzelner zu diesem Zeitpunkt des Jahres tut, wohl schon. Eine Teddyleiche komplettiert das traurige Bild an diesem Abend.
Der Besuch bei Mr. Thank You lässt diesen Abend aber doch noch fröhlich (und kalorienreich…) ausklingen.
Ausgerüstet mit unseren Pässen, machen wir zwei Ausflüge in den türkisch-besetzten Norden der Insel. In Nikosia ist das einfach. Die Grenze verläuft mitten durch die Stadt (damit hat Nikosia den zweifelhaften Ruhm, die zur Zeit weltweit einzige geteilte Hauptstadt zu sein). Zu Fuß wechselt man von einer Fußgängerzone in eine andere.
Der zweite Besuch des Nordens gestaltet sich schwieriger. Ziel ist Famagusta, ganz im Osten der Insel, mit seiner Hauptsehenswürdigkeit der Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, der früheren St. Nikolaos-Kathedrale. Dass im griechischen Südteil der Insel nicht an jeder Ecke auf Ziele im Norden hingewiesen wird, das kann man ja verstehen, dass es aber überhaupt kein Schild gibt, dass auf Famagusta hinweist, das ist seltsam.
Als wir auf der Suche nach dem entsprechenden Grenzübergang fast am Aufgeben sind, schauen wir zum letzten Male auf unsere Landkarte. Eigentlich befinden wir uns auf der richtigen Straße. Wenn auch in verkehrter Richtung. Und in der anderen Richtung befindet sich – laut Landkarte – Famagusta. Aber in der anderen Richtung, da gab es nirgends ein Schild, dass auf Famagusta hingewiesen hätte. Aber Schilder, die auf Ammóchostos hinweisen… Und man ahnt es vielleicht, Ammóchostos ist der griechische Name von Famagusta. Wie fast alle Orte auf Zypern hat auch dieser Ort einen griechischen und einen türkischen Namen. Nur, dass in diesem Fall uns nur Famagusta bekannt war…
Vom Grenzübergang sind es noch ein paar Kilometer bis Famagusta. Zu weit um zu Fuß zu gehen. Und der Mietwagen darf nur meiner extra abgeschlossenen Versicherung mit. Einfacher geht es mit dem Taxi. Der türkische Grenzbeamte ist uns dabei behilflich. Ein freundlicher Taxifahrer holt uns ab und bringt uns später wieder zurück. Im türkischen Teil der Insel scheint es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen zu geben, zumindest lässt sich dieser Schluss aus der Fahrweise unseres Fahrers ziehen. Oder – was wahrscheinlicher ist – der Taxifahrer kennt nicht nur einen Grenzbeamten…
Der Besuch in Famagusta ist schon sehr windig, richtig stürmisch wird es aber später am Kap Greko.
Kap Greko ist nicht nur stürmisch, es ist auch der letzte Versuch romantische Sonnenuntergangsbilder zu produzieren, so schön mit einer glutroten, in den Fluten des Mittelmeeres eintauchenden Sonne.
Die Reise begann aber nicht mit den Besuchen im Norden oder dem Fotografieren von Sonnenuntergängen, sondern mit dem Erkunden des griechischen Südens, tagsüber. Immer entlang des Mittelmeeres geht es erstmals in Richtung Westen. Dazwischen Abstecher an die abwechslungsreiche Küste, ein kurzer Besuch von Limassol.
Übernachtung im schönen Antony’s Garden House in Episkopi.
Neben landschaftlichen Schönheiten gibt es immer wieder Kultur in Form von Ausgrabungsstätten, meist römischer Natur. Meistens ist in den Ausgrabungsstätten nicht viel los, nur nicht in den Ruinen von Paphos.
Französische Sportgallier (ca. 200 Stück) umgarnen Kim, Jürgen verlässt Raum.
Neben den römischen Ruinen gibt es in Paphos noch die Königsgräber, sie sind nicht nur die – meiner Meinung nach (wessen auch sonst?) – interessanteste Ausgrabungsstätte Zyperns, sie haben auch riesige Puschteblumen! Ein wunderbares Fotomotiv, das selbst die vielen Schnecken in Vergessenheit geraten lässt! Nicht nur für mich.
Übernachtet wird auch in Paphos. Beim Versetzen eines Tischchens bemerke ich nicht die nur lose aufgelegte Glasplatte…
Jürgen randaliert.
Der Schaden hält sich zum Glück in Grenzen. Ein größerer Schaden wäre allerdings passiert, hätte es in dieser Nacht geregnet.
Die Unterkunft hatte zwar ein vor Regen schützendes Dach, aber keinen kostenlosen WLAN-Zugang. Ganz im Gegensatz zu der Kneipe, in der wir zur Abend aßen, und die auf der anderen Straßenseite lag. Empfang des Kneipen-WLANs gab es im Hotelzimmer keinen, auf dessen Balkon aber schon. Die Müdigkeit an diesem Abend muss mich so überrascht haben, dass ich vergaß, meinen kleinen Computer vom Balkon zurück ins Zimmer zu holen…
Von der sehr holprigen Fahrt zur Avgás-Schlucht und dessen (teilweisen…) Durchwanderung erhole ich mich mit einem Bad im kühlen Nass des Mittelmeeres.
Schotterweg: Jürgen hat Angst ums Auto und lässt sich vorher versichern, dass Kim beim Steckenbleiben schiebt.
Jürgen gibt auf 1/5 des Weges bereits fix und fertig mit nassen Füßen auf.
Man kann in Zypern aber nicht nur ganzjährig Baden (ok, dass man das ganzjährig könne, behaupten manche Eis aufpickelnde Nordeuropäer auch…), man kann auch Skifahren. Nicht ganzjährig, aber in den Wintermonaten.
Fürs Skifahren reichen die Schneereste am fast 2000 Meter hohen Olympos nicht mehr, eine Wanderung rund um seinen Gipfel verhindern sie aber trotzdem. Eine andere Wanderung können wir aber machen, die zum Kaledonia-Wasserfall.
Jürgen muss Loser Image wieder aufpolieren und durchschreitet mit Kneippschen Schritten den ca. 1,5 cm tiefen Bach.
Bei der abendlichen Fahrt zu unserem Übernachtungsort Troodos werden wir von einem lokalen Radiosender mit deutscher Musik berieselt, nur unterbrochen von deutschsprachigen Infos zu Nord-Zypern. Ich fühle mich an Radio Moskau erinnert.
Die kalten Außentemperaturen (bei der abendlichen Ankunft zeigt das Thermometer gerade mal noch 3 Grad an) vergessen wir schnell bei Commandaria und Schaschlik. Wir sind die einzigen essenden Gäste in einem Restaurant, das Platz für ganze Busladungen bietet. Eine weitere Überraschung bietet die Tür zu meinem Zimmer…
Jürgens Schlüssel funktioniert und 2 Sekunden später nicht mehr. Alles macht er kaputt.
Das Troodos-Gebirge bietet aber nicht nur landschaftliche Schönheiten, auch beherbergen seine Bergdörfer einige zum Weltkulturerbe gehörende Scheunendachkirchen. Auf ihre Suche machen wir uns am folgenden Tag. Auf dieser Suche sehen wir – gelenkt durch meine hervorragende Navigatorin – Teile des Troodos-Gebirges, die noch kein Tourist zuvor gesehen hat (Anmerkung des Verfassers: Die in diesem Satz vorhandene – durch Ironie nur mühsam versteckte – Kritik ist übrigens – wenn ich ganz ehrlich bin – völlig unberechtigt (dies würde ich aber nie zugeben)). Und die Kirchen finden wir natürlich auch noch…
Die Woche Zypern ist ein toller Beginn meiner Reise rund ums östliche Mittelmeer. Weit weg von der Aufgeregtheit Israels und Ägyptens, die noch bevor steht.
Einen sehr großen Dank – nicht nur für die hier verwendeten Zitate und das Badebild – an meine Mitreisende! Für die inhaltliche Korrektheit der Zitate übernehme ich allerdings keine Verantwortung. 🙂