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Trans-Kanada Teil 2

Toronto, die Niagara-Fälle und einmal quer durchs Land im Zug, das war – knapp zusammengefasst – der erste Teil der Kanada-Reise im Herbst 2007. Der zweite Teil der Reise führte mit eigenem Wohnmobil durch die Provinzen Alberta und British Columbia im Südwesten des riesigen Landes. Das Wohnmobil hatten wir früh im Jahr angemietet und konnten dadurch Frühbucherrabatte nutzen. Insbesondere entfiel für uns die Einwegmiete.

Start- und Endpunkt der Wohnmobiltour waren – völlig zufällig und letztendlich durch den Wohnmobilvermieter bestimmt – die beiden letzten kanadischen Orte, die Olympische Winterspiele veranstalteten, Calgary und Vancouver (wobei die Olympischen Spiele in Vancouver zum Zeitpunkt der Reise noch in der Zukunft standen). Schon daraus kann man schließen, dass Berge nicht weit weg sein können. Bevor es aber in die Berge ging, stand ein Abstecher in die kanadische Prärie mit den Badlands auf dem Reiseplan.

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Die Kanadischen Badlands erstrecken sich östlich von Calgary entlang des Red Deer Rivers und sind eine der weltweit wichtigsten Fundstellen von Dinosaurier-Fossilien. Sehr zu empfehlen sind ein Besuch des Royal Tyrrell Museum of Palaeontology in der Nähe von Drumheller und des Dinosaur Provincial Parks noch etwas östlich davon.

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Mit dem Dinosaur Provincial Park haben wir auch den östlichsten Punkt der Wohnmobilreise erreicht, von nun an geht es nur noch Richtung Westen. Erstes Ziel ist der Head-Smashed-In Buffalo Jump in der Nähe von Fort Macleod. Der Head-Smashed-In Buffalo Jump ist ein historischer Platz der Bison-Jagd durch nordamerikanische Indianer.

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Von Fort Macleod ist es – für kanadische Dimensionen – nur noch ein Katzensprung zu den Rocky Mountains mit dem Waterton Lakes National Park. Auf dem Campingplatz von Watertown Site erlebten wir – wie während der ganzen Reise – die unterschiedlichsten Wetterverhältnisse, von Sonnenschein bis Schneefall war alles dabei.

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Der Waterton Lakes-Nationalpark ist das südliche Ende der kanadischen Rockies. Er bildet zusammen mit dem US-amerikanischen Glacier-Nationalpark den Waterton-Glacier International Peace Park. Bei einer Bootstour über den Upper Waterton Lake (sie startet in Waterton Townsite) überquert man nicht nur die Grenze – wie auf einem Großteil wird die US-kanadische Grenze auch hier durch den 49. nördlichen Breitengrad gebildet (und ist aufgrund einer Schneise im Wald gut sichtbar) -, man reist auch ohne Kontrollen nach Montana in die USA ein, zumindest für eine halbe Stunde, dann geht es mit dem Boot zurück. Damit man hier bei diesem Kurzbesuch in den USA keine Dummheiten macht, dafür sorgt eine kleine US-Ranger-Station!.

Nach dem Besuch einer Büffelherde im Schneetreiben, dem Passieren des Crownest Passes und der Besichtigung des Freilichtmuseums in Fort Steele kommen wir nach Radium Hot Springs, dem südlichen Eingang des Kootenay-Nationalparks.

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Radium Hot Springs ist benannt nach den hier auftretenden heißen Quellen (und dem darin enthaltenen Radon. Warum heißt der Ort dann nicht Radon Hot Springs?). Nachdem wohltuenden Besuch der Quellen ist es schon dunkel, als wir den Redstreak Campground erreichen. Noch beeindruckt vom Bären, den wir kurz vor dem Campingplatz gesehen haben, suchen wir uns einen Stellplatz ganz in der Nähe eines Waschhauses…

Prinzipiell brauchen wir gar kein Waschhaus, es ist alles an Bord des Wohnmobils, von der Küche über die Toilette bis zur Dusche. Hat der Campingplatz aber entsprechende Einrichtungen, nutzen wir lieber diese. Das spart Arbeit bei der Entsorgung und ist meist auch bequemer, weil nicht so beengt.

Auf der Fahrt durch den Kootenay-Nationalpark legen wir Stopps ein, um auf mal kürzeren, mal längeren Trails Teile des Parks zu erkunden. Besonders schön ist der Marble Canyon, man beobachtet live die Entstehung einer neuen Schlucht. Und wenn man ein paar Jahrtausende (oder vielleicht auch Jahrmillionen) wartet, kann man einen neuen „Grand“ Canyon sehen. So viel Zeit haben wir leider nicht. Direkt im Anschluss an den Kootenay-Nationalpark liegt der Banff-Nationalpark. Unsere erste Nacht verbringen wir im gleichnamigen Hauptort des Parks.

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Den einfallsreichen Namen Tunnel Mountain erhielt der Campingplatz, weil er auf einem kleinen Berg liegt, der von einem Tunnel der Eisenbahn durchbohrt wird. Der Ort Banff bietet mit dem Banff Springs Hotel ein schon älteres Luxushotel. Dieses – wie auch das Fairmont Chateau am Lake Louise – wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Canadian Pacific Railway als Marketing-Maßnahme gebaut. Die Hotels sollten Touristen und damit auch Fahrgäste für die ebenfalls neu gebaute Eisenbahn anlocken.

Von Banff geht es – nach einem Besuch des Lake Minnewanka – über den Bow Valley Parkway nach Lake Louise.

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise war der Austragungsort der alpinen Skiwettbewerbe der Olympischen Winterspiele von 1988. Für uns ist es der Ausgangsort einer Wanderung zur Plain of Six Glaciers. Dort bietet sich in einem grandiosen Landschaftsszenario der Blick auf sechs Gletscher. Einer der Gletscher – oberhalb von einem felsigen Abhang gelegen – bietet sogar mehrfach das beeindruckende Schauspiel einer Gletscherkalbung. Nur dass die abgebrochenen Gletscherteile nicht als Eisberge im Meer enden, sondern im Tal lautstark zerschellen.

Ein weiterer Höhepunkt der Tour durch den Westen Kanadas ist der Icefields Parkway, der auf über 200 Kilometern durch die Nationalparks Banff und Jasper führt. Er macht seinem Namen alle Ehre. Zahlreiche Gletscher, wunderschöne Seen, tosende Wasserfälle und viele Berge sind entlang seiner Route zu entdecken.

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Um früh morgens zum Athabasca-Gletscher zu gelangen, übernachten wir auf dem Parkplatz des Columbia Icefield Visitor Centers. Es ist eine bitterkalte Nacht – tags zuvor wurde der Icefields Parkway zeitweise wegen Schneetreibens gesperrt – und wir sind froh, dass unser Camper eine Heizung hat. Das Reisen durch die kanadischen Rocky Mountains außerhalb der Hauptsaison im Sommer hat zum Vorteil, dass sich selbst an den Hauptsehenswürdigkeiten keine Massen aufenthalten und keine Reservierungen für die Campingplätze erforderlich sind. Dafür ist – so vermute ich – aber das Wetter wechselhafter.

Weiter in Richtung Norden folgen entlang des Icefields Parkway die Sunwapta Falls, die Athabasca Falls und der Cavell Lake. Letzterer ist ein relativ kleiner Gebirgssee, in dem zahlreiche Eisberge schwimmen!

Whistlers Campground Jasper

Whistlers Campground Jasper

Auf dem Whistlers Campground begrüßen uns morgens zahlreiche Elche, die kanadischen Campingplätze sind meist nicht eingezäunt, so dass man immer mit Überraschungen rechnen muss. Scheinbar nicht ohne Grund gibt es auch immer wieder Hinweisschilder, wie man sich beim Auftauchen von Bären verhalten soll.

Medicine Lake und Maligne Lake sind zwei weitere Ziele im Jasper-Nationalpark, die wir morgens noch ansteuern, bevor es auf dem Icefields Parkway wieder zurück geht. Unser nächstes Ziel ist der weniger bekannte Yoho-Nationalpark, westlich vom Banff-, nördlich vom Kootenay-Nationalpark gelegen. Mit dem Yoho-Nationalpark verlassen wir Alberta und kommen nach British Columbia.

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Im Yoho-Nationalpark übernachten wir auf dem Kicking Horse Campground in Field. Die fern von größeren Orten gelegenen Campingplätze – und dazu gehört auch dieser – haben eines gemeinsam: Sie bieten viel Platz. Kein Vergleich mit einem typischen europäischen Campingplatz. Umgeben von hohen Bäumen hat man meist noch eine Tisch-mit-2-Bänken-Garnitur und eine Feuerstelle dabei. Der Nachteil dieser Weiträumigkeit ist allerdings, dass sich kaum Kontakte mit anderen Campern ergeben.

Die Takakkaw Falls, die Natural Bridge und der Emerald Lake sind für uns die Ziele im Yoho-Nationalpark. Der Yoho-Nationalpark war der letzte Park, der zu den Rocky Mountains gehörte. Danach geht es weiter in Richtung Westen. Den Glacier-Nationalpark (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Park in den USA) in den Columbia Mountains durchqueren wir relativ zügig, er bietet für „einfache“ Wanderer – wie wir es sind – wenig Besichtigungsmöglichkeiten.

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Nächster Übernachtungsort ist der Canyon Hot Springs Campground in Albert Canyon. Der Campingplatz bietet – wie es sein Namen schon erahnen lässt – ein weiteres Mal die Möglichkeit in heißen Quellen zu baden. Ein Vergnügen, dass wir gerne nutzen.

Der Mount Revelstoke-Nationalpark ist – nach den zuvor besuchten Parks in den Rocky Mountains – enttäuschend. Bei einem Abstecher durch ihn sehen wir allerdings zum zweiten Mal einen Bären!

Alpiner Campground Sicamous

Alpiner Campground Sicamous

Vom Alpiner Campground in Sicamous führt uns ein Abstecher in den Roderick Haig-Brown Provincial Park. Dieser Park ist bekannt für die Wanderung von Rotlachsen durch den Adams River. Wir sind zwar noch etwas früh im Jahr dort, haben aber das Glück schon Lachse im Fluss zu sehen.

Der Vaseux Lake Provincial Park Campground ist eine weitere Übernachtungsstätte auf unserem Weg durch British Columbia. Der Campingplatz ist nur ein etwas größerer Parkplatz mit einem Plumpsklo, allerdings schön gelegen am Vaseux Lake.

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Angezogen werden wir vom Desert Centre Osoyoos, „Canada’s only desert“. Ganz, was ich mir unter einer (heißen) Wüste vorstelle, finden wir dort allerdings nicht. Bei viel gutem Willen handelt es sich um eine Halbwüste. Und das Ganze hat auch nur die Fläche von rund 100 Hektar. Das in diesem Teil Kanadas herrschende milde Klima wird für Obst- und Weinanbau genutzt.

Kawkawa Lake Resort Hope

Kawkawa Lake Resort Hope

Letzter Campingplatz bevor es nach Vancouver Island geht, ist das Kawkawa Lake Resort in Hope. Der Ort Hope selbst und seine bergige Umgebung, unter Anderem der Coquihalla Canyon Provincial Park, waren Schauplatz des ersten Rambo-Filmes.

Von Tsawwassen geht es mit der Fähre über die Strait of Georgia nach Swartz Bay auf Vancouver Island, der vorletzten Station unserer Kanada-Reise.

Thetis Lake Campground

Thetis Lake Campground

Der Thetis Lake Campground liegt ein paar Kilometer nördlich von Victoria. Victoria, die größte Stadt der Insel und Hauptstadt British Columbias, ist vom Campingplatz gut mit dem Bus zu erreichen, eine willkommene Abwechslung zur Fahrt mit dem Wohnmobil.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir hauptsächlich im Pacific Rim Nationalpark, einem Nationalpark der einen Teil der Westküste von Vancouver Island umfasst.

Bella Pacifica Campground Tofino

Bella Pacifica Campground Tofino

Verwunschene Wälder und wilde Küsten sind zu sehen. Und wir nehmen an einer (erfolgreichen!) Walbeobachtungstour im Pazifik teil.

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Bevor es von Nanaimo (Duke Point) zurück nach Tsawwassen aufs Festland geht, steht noch der MacMillan Provincial Park mit seinen Riesenbäumen auf dem Programm.

Park Canada Camping Tsawwassen

Park Canada Camping Tsawwassen

Die letzte Nacht in „unserem“ Camper verbringen wir auf dem Park Canada Campingplatz in Tsawwassen. Kein besonders schöner Campingplatz, aber ein sehr praktischer. Er bietet nicht nur Reinigungsutensilien, er liegt auch nicht weit weg von Delta, dem Ort, in dem wir unser Fahrzeug am nächsten Morgen abgeben müssen.

Knapp drei Wochen Fahren und Leben im Wohnmobil gehen zu Ende. Es war eine schöne Zeit. Unser Ford F-350 Super Duty mit aufgesetztem Wohnteil, ein sogenannter Pickup-Camper, hat sich als sehr praktisch erwiesen. Ein kleinerNachteil dieses Typs von Wohnmobil ist der sehr hoch gelegene Eingang; um ihn nutzen zu können, musste man immer erst eine kleine Treppe montieren. Den Vorteil, das Wohnmobil, auch mal „absetzen“ zu können, nutzt man in der Praxis nicht. Für nordamerikanische Verhältnisse ist es ein eher kleines Wohnmobil, für mich war es aber schon ziemlich groß! Aufgrund der starken Motorisierung des Fords läßt es sich aber fast wie ein normales Auto fahren. Die in Kanada im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Spritpreise lassen den doch recht hohen Verbrauch als nicht so schlimm erscheinen. Mein Vorurteil, mit dem Wohnmobil zu reisen ist spießig und langweilig, habe ich zumindest für Kanada revidiert.

Bevor die Kanada-Reise zu Ende geht, bleiben noch knapp zwei Tage für die Besichtigung Vancouvers, der wunderschön zwischen Meer und Bergen gelegenen kanadischen Pazifikmetropole.

Bed & Breakfast Burnaby

Bed & Breakfast Burnaby

Ohne Wohnmobil sind wir wieder auf eine feste Unterkunft angewiesen. Neben der Toronto-Unterkunft zu Beginn der Reise hatten wir auch diese, ein Bed & Breakfast im Vorort Burnaby, vorab reserviert. Und ebenso wie in Toronto ging auch diese Reservierung fast schief.

Unsere Reservierung hatte sich mit einer anderen überschnitten. Das Zimmer war für die zweite Nacht schon belegt. Unsere Gastgeber boten uns eine Matratze im Arbeitszimmer für diese Nacht an. Und wollten dafür aber nichts berechnen. Wir nahmen dankend an.

Die Zeit in Kanada ist zu Ende. Von Vancouver geht es mit Zwischenstopp in Toronto zurück nach München. Aus der Luft habe ich Kanada bei meinem Flug nach San Francisco schon wieder gesehen, kanadischen Boden aber nicht wieder betreten. Eine Reise entlang der Westküste nach Alaska steht aber weit oben auf meiner Wunschliste.

RadonR

Nationalparks fast ohne Ende – der Südwesten der USA

Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre – die Zeit meines Physikstudiums in Stuttgart – war eine Hoch-Zeit für Diavorträge. Zumindest kommt mir das im Rückblick so vor. Und ein Thema war damals ganz groß, der Südwesten der USA mit seinen grandiosen Landschaften. Diese Region rutsche in meiner Reiseprioritätenliste weit nach oben.

Zwei ganze Jahrzehnte sollten vergehen bis ich mir dieses Wunschziel erfüllen sollte. Im April 2010 war es dann so weit. Die Entscheidung fiel aber schon im Herbst davor. Eine News-Mail der Mark-Knopfler-Webseite enthielt die Konzertdaten seiner Get Lucky-Tour für Nordamerika. Unter anderem auch ein Konzert in Phoenix am 18. April. Ohne mir allzu viel Gedanken zu machen – ich hatte aufgrund eines Siegs des FC Bayerns in der Champions League eh gute Laune an diesem Abend – kaufte ich mir ein Ticket für das besagte Konzert. Man glaubt ja manchmal gar nicht, wie schnell so was in Zeiten des Internets gehen kann.

Ein größeres Problem blieb aber noch, ich musste zu dem Konzert auch hinkommen. Nicht ohne Grund hatte ich ja gerade Phoenix ausgewählt. Phoenix liegt im Südwesten der USA! Und nach etwas Hin- und Hersuchen fand ich die idealen Flüge: Hinflug nonstop von München nach San Francisco, zurück mit Zwischenstopp in Charlotte ab Phoenix. Dass ich diesen Rückflug aus Versehen fast für den 18. April, d.h. für den Tag des Konzerts, gebucht hätte, erwähne ich jetzt nur mal am Rande.

San Francisco International Airport. Nach fast 12 wortlosen Stunden steht mein Sitznachbar genauso wortlos auf. Die Entscheidung – trotz der beengten Verhältnisse – einen Fensterplatz zu reservieren, hatte sich aber als richtig erwiesen. Ich wurde mit einem sensationellen Ausblick auf die Eislandschaften Grönlands und die kanadischen Rocky Mountains belohnt. Der Blick aus dem Flugzeug in San Francisco war allerdings weniger sensationell: Tiefes Grau und strömender Regen. Dabei war dies genau der Grund, die Reise hier beginnen zu lassen. 2006, bei meinem ersten Besuch in San Francisco, hatte ich schon dieses Wetter. Und ich wollte die Stadt doch einmal bei schönem Wetter sehen.

Die Zollkontrolle war länglich, aber eher unterhaltsam als nervig. Allein reisend (ich denke, wenn ich Teddy und Teddine als meine Mitreisenden vorgestellt hätte, wäre meine Lage nicht besser geworden…), syrisches Visum im Pass, nur 70 Dollar Bargeld. Da scheint für den Einreisebeamten Gesprächsbedarf zu bestehen. Aber meine Pakete an Filmmaterial scheinen mich als Touri glaubwürdig zu machen.

Mit dem Wetter hatte ich auch Glück. Der Morgen nach meiner Ankunft bot strahlendes Frühlingswetter! Golden Gate Bridge, Golden Gate Park, Downtown, die Piers, Coit Tower, … Mein zweiter Besuch in San Francisco war ein voller Erfolg. Und nicht nur das Wetter war mir wohlgesinnt. Mein in der Hektik eines Buswechsels heruntergefallener Geldbeutel wird von einem Busmitfahrer sofort entdeckt. Das wäre richtig beschissen gewesen, gleich am ersten Tag der Reise ohne Geld, ohne Ausweise und ohne Kreditkarten dazustehen.  Am nächsten Tag machte mir dann das Wetter einen – wenn auch kleinen – Strich durch die Rechnung. Auf meinem Weg ins Death Valley wollte ich die Strecke über Lake Tahoe nehmen. Schwere Schneefälle in der Sierra Nevada ließen das aber nicht zu. So fuhr ich auf südlicher Route dort hin. Die Pazifikküste sowie die Nationalparks Yosemite und Kings Canyon / Sequoia ließ ich aus, da ich diese schon 2006 bereist hatte.

Der Death Valley Nationalpark war weit abwechslungsreicher als ich mir vorgestellt hatte. Von Sanddünen über farbige Felsformationen bis zum schneeweißen Badwater-Gebiet. Auch die Hitze war – obwohl gerade mal Anfang April – durchaus nicht ohne. Am frühen Nachmittag ging es weiter in Richtung Osten. Es ist beeindruckend wenn man irgendwann die Berge herunterfährt und Las Vegas mitten in der Wüste entdeckt.

Im Gegensatz zu den sonst üblichen Motels entscheide ich mich in Las Vegas für ein Hotel, dem Palace Station. Mein Zimmer ist so abgelegen, dass man es ohne die ausgehängten Pläne nie finden würde. Das Fenster bietet einen Ausblick direkt auf eine einen Meter entfernte Hauswand. Als „Ausgleich“ brummt die Kühlung eines Getränkeautomaten im Hintergrund. Und der Duschkopf läßt darauf schließen, dass der durchschnittliche Nutzer des Zimmers 2 Köpfe kleiner ist als ich. Mit einem Shuttle-Bus gehts zum Las Vegas Strip. Es ist Samstagabend und es ist die Hölle los. Trotz schon leicht müder Knochen laufe ich den Strip einmal hoch und einmal runter. Die Geldmaschinen sehen allerdings keinen Cent von mir.

Am nächsten Morgen ein kurzer Stopp am Hoover Dam, der den Colorado River zum riesigen Lake Mead aufstaut, dann weiter in Richtung Grand Canyon. Meine Idee dort den Sonnenuntergang zu erleben, löst sich auf der Interstate 40 kurz vor Williams im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auf. Ein Reifen an meinem Mietwagen platzt.

Koreanischer Plattfuß

Koreanischer Plattfuß

Ich rufe die Mietwagenfirma an. Ich solle warten, spätestens in einer Stunde würde jemand vorbeikommen. Als nach zwei Stunden niemand da ist, rufe ich wieder an. Den abendlichen Grand Canyon habe ich inzwischen gestrichen. Nach vier Stunden habe ich die Schnauze voll. Ich wechsle das Rad selbst und fahre – inzwischen ist es dunkel geworden – nach Flagstaff. Dort wechsle ich den Mietwagen und übernachte auch. Warum ich erst 4 Stunden warte, bis ich das Rad in ein paar Minuten selbst wechsle? Ich weiß es nicht. Warum mich der angekündigte Reparaturdienst nicht findet, obwohl ich direkt an einer viel befahrenen Interstate nur ein paar Meilen vor einem größeren Ort stehe? Das weiß ich allerdings noch weniger.

Den Grand Canyon gibt es dann am nächsten Morgen. Ich bin beeindruckt. Was mich aber aufregt: Steine von den Klippen zu werfen ist beliebt bei Jung und Alt. Den Einwand „Da könnte jemand unten lang laufen“ wird einfach mit dem nächsten Steinwurf beantwortet. Unglaublich.

Sandsturm in Utah

Sandsturm in Utah

Die Weiterfahrt ist von starken Winden geprägt. In baumlosen Gegenden fegt ein regelrechter Sandsturm über die trockene Landschaft. Beim Stopp am Horseshoe Bend, einer wunderschönen Schleife, die der Colorado dort gebildet hat, bleibe ich sicherheitshalber doch recht weit von der Kante weg. Gleich mehrere Höhepunkte bietet der nächste Tag, morgens der Lower Antelope Canyon und der Glen Canyon Dam mit dem Lake Powell, abends der Zion Nationalpark. Aus fotografischen Gründen versuche ich die Hauptsehenswürdigkeiten immer früh morgens oder spät abends anzusteuern.

Mit dem Zion Nationalpark bin ich in Utah angekommen, schon mein vierter Bundesstaat nach Kalifornien, Nevada und Arizona in den wenigen Tagen. Das von den Mormonen geprägte Utah bietet eine Fülle an Natursehenswürdigkeiten. Nicht nur die Nationalparks Zion, Bryce Canyon, Capitol Reef, Canyonlands und Arches sind alle schon eine Reise wert, auch die Landschaften dazwischen sind wunderschön. Und nahezu menschenleer. Selten mal ein kleiner Ort. Einer dieser Orte ist Escalante. Es ist schon Nachmittag und ich habe Hunger. Ich stoppe an einer Tankstelle mit einem Subway.

Die FC Bayern-Tankstelle mit Subway

Die FC Bayern-Tankstelle mit Subway

Tagsüber habe ich normalerweise das Handy aus, man hat eh keinen Empfang. Jetzt schalte ich es aber ein. Und ich bekomme die Nachricht, dass der FC Bayern (trotz der 3:2-Niederlage bei Manchester United) im Halbfinale der Champions League steht. Ich hüpfe innerlich. In weiser Voraussicht hatte ich mir schon im Herbst 2009 Flugtickets für Madrid an Pfingsten 2010 gekauft. Und am Pfingstsamstag ist das Champions League-Endspiel in… Genau! In Madrid. Und die Bayern stehen nur noch zwei Spiele davor.

Die unbewohnten Gebiete bieten nicht nur keinen Handy-Empfang, es gibt auch keinen Radio-Empfang. In Kalifornien gab es ständig Classic Rock-Radiostationen, hier gibt es nur Rauschen. CDs habe ich keine dabei. Die Lösung findet sich aber in Form eines kleinen Kabels, mit dem ich meinen MP3-Spieler mit dem Autoradio verbinden kann.

Das Colorado National Monument bietet noch einmal eine ähnliche Landschaft und insbesondere die roten Farbtönen der Nationalparks von Utah. Danach treten neue Formen und Farben in den Vordergrund. Schwarz im Black Canyon of the Gunnison (wer hätte es bei dem Namen schon erwartet?), weiß vom noch reichlich vorhandenen Schnee in den Rocky Mountains, gelb und grau in den Sanddünen der Great Sand Dunes. Und wieder – dieses Mal richtig blendendes – Weiß im White Sands National Monument, schon in New Mexico gelegen. Ansonsten ist New Mexico eher langweilig, die Altstädte von Taos und Albuquerque verdienen – wenn man europäische Altstädte kennt – ihren Namen nicht.

White Sands ist nicht nur durch ihre Dünen bekannt, auch ist der Ort unmittelbar mit dem Zünden der ersten Atombombe und der amerikanischen Raketenentwicklung verbunden. Der Besuch der Raketenausstellung auf der White Sands Missile Range bleibt nicht das einzige Technik-Highlight dieser Reise. Mit dem Titan Missile Museum in Sahuarita, dem Pima Air & Space Museum in Tucson, dem Kitt Peak National Observatory und mit Biosphere 2 nördlich von Tucson kommen weitere Technik-Sehenswürdigkeiten hinzu. Daneben bleibt aber auch Zeit für das ganz im Süden Arizonas gelegene Chiricahua National Monument, die Westernstadt Tombstone (berühmt durch die Schießerei der Earp-Brüder und Doc Holliday) und den zweigeteilten Saguaro Nationalpark.

Phoenix hatte ich schon ganz am Anfang erwähnt, es bildete den Abschluss dieser über 4000 Meilen langen, dreiwöchigen Reise durch den Südwesten der USA. Von deutlichen Minusgraden im Bryce Canyon Nationalpark bis hochsommerlichem Wetter im in der Wüste gelegenen Phoenix gab es ein breites Temperaturspektrum. Bis auf wenige Ausnahmen war es aber immer sonnig.

Das Mark Knopfler-Konzert, das den kulturellen Höhepunkt der Tour bildete, war sehr gut, die alten Dire Straits-Nummern reissen mich noch immer vom Hocker, aber auch die meist langsameren Solostücke sind live gespielt großartig. Die Band war gut drauf, der Meister selbst sehr gesprächig. Das Ambiente, eine relativ kleine Konzerthalle, in der Downtown von Phoenix sehr passend.

Fast hätte ich die Reise sogar noch unfreiwillig verlängert, da ein Vulkanausbruch auf Island den ganzen Transatlantikluftverkehr unterbrochen hatte. Mit einer gewissen Nervosität verfolgte ich während der letzten Tage meines Urlaubes die Entwicklung. Auch wenn es in amerikanischen Nachrichtensendungen praktisch keine Rolle spielte (was ist so ein Vulkanausbruch im Vergleich zu einer entlaufenen Katze in irgendeiner Ecke von Nebraska…), konnte ich die Nachrichten über weltweit gestrandete Passagiere im Internet verfolgen. Ich hatte Glück, genau nach Plan kam ich wieder in München an. Mein Gepäck allerdings nicht. Es brauchte einen Tag länger.

Mit der schon erwähnten Ausnahme Las Vegas habe ich auf dieser Reise immer in Motels übernachtet, meist unterwegs gesucht, an den Wochenenden auch mal einen Tag vorher reserviert. Die Zimmer sind fast immer groß, oftmals auch riesig. Der Zimmerpreis lag meist zwischen 50 und 60 Dollar, teure Ausnahmen wie das Best Western in Line Pine (auf dem Weg ins Death Valley) mit knapp über 100 Dollar gab es allerdings auch, Alleinreisenden-Rabatt selten. Das Frühstück amerikanischer Motels ist – in einem einfachen Wort gesprochen – ein Witz. Ein paar Toastscheiben, Käseecken, Kaffee aus dem Automaten. Und das alles auf Papptellern, mit Plastikgeschirr und in Plastikbechern. Mir ist es ziemlich egal, ich bin kein großer Frühstücker. Warum sich die Amerikaner das aber gefallen lassen, ist mir ein Rätsel. Die einzige Erklärung, die mir einfällt ist, ist die, dass sie nichts anderes gewöhnt sind.

Pima Air & Space Museum