Zur Musik von Eric Clapton kam ich erst relativ spät. Ich erinnere mich noch gut, wie ich in meinem heimischen Plattenladen stand und die Doppel-Live-CD 24 Nights in den Händen hielt. Ohne die Musik von Clapton näher zu kennen, entschloss ich mich zu ihrem Kauf.
24 Nights ist zum einen eine Referenz auf Claptons bekannteste Live-Platte Just One Night, die ein Jahrzehnt früher entstand und ein einzelnes Konzert in Japan dokumentiert, zum anderen erinnert es an die 24 Abende, in denen ein Teil dieser CD entstand. 24 Abende im Februar und März 1991, an denen Clapton an nur einem Veranstaltungsort auftrat, in der Royal Albert Hall in London.
Royal Albert Hall und Eric Clapton, das ist etwas Besonderes, Clapton selbst spricht von seinem favorite venue to play in the world.
Mitte der 1990er Jahre ging eine ehemalige Arbeitskollegin für ein paar Jahre nach London. Ich gab ihr dazu einen Wunsch mit: Würde Clapton in London auftreten, solle sie doch bitte Tickets organisieren, ich würde auf jeden Fall dafür hinkommen. Dass dieses Konzert in der Royal Albert Hall sein würde, davon bin ich – ohne zu überlegen – ausgegangen.
Im Oktober 1998 war es soweit! Mein erstes Zusammentreffen mit EC! In London! Die Sache hatte nur einen kleinen Haken. Das Konzert fand nicht in der Royal Albert Hall statt (sondern im Earl’s Court), diese wurde nämlich in den Jahren um die Jahrtausendwende herum renoviert.
Weitere Clapton-Konzerte folgten in den darauffolgenden Jahren, zwei davon auf dem für solch einen Event wunderbaren Königsplatz in München. Aber keines in der Royal Albert Hall…
Dass es nun doch passiert ist – Royal Albert Hall, Eric Clapton und ICH -, das liegt am FC Bayern München. Klar, oder???
Herbst 2009. Die Bayern spielen eine katastrophale Gruppenphase in der Champions League. Ich hatte aber trotzdem das Gefühl, das diese Saison eine gute werde sollte. Und entschloss mich, einen Flug für das Pfingstwochende im Mai 2010 nach Madrid zu buchen. Denn genau am Pfingstsamstag sollte das Endspiel in der Champions League in Madrid sein. Der Rest ist Geschichte. Der FC Bayern kommt ins Endspiel, ich bin in Madrid und habe sogar Karten für das Spiel im Estadio Santiago Bernabéu.
Gewonnen hat der FC Bayern das Endspiel gegen Inter Mailand – wie man weiß – leider nicht. Neuer Versuch ein Jahr später. Dann wird das Endspiel in London sein. Mein Optimismus ist – trotz der diesmal hervorragenden Champions League-Gruppenphase des FC Bayern – nicht ganz so groß wie im Jahr zuvor. Trotzdem buche ich schon im Herbst einen Flug nach London für das entsprechende Wochenende. Um auch genügend Zeit für Besichtigungen und zum Fotografieren zu haben von Donnerstag bis Sonntag, vom 26. bis zum 29. Mai 2011.
Jetzt fehlt nur noch ein bisschen Glück… Das Glück, dass die Bayern wieder ins Endspiel kommen, das gibt es dieses Mal nicht. Dafür habe ich anderweitig Glück, großes Glück! Als treuer Leser von Where’s Eric! sehe ich rechtzeitig die Konzertankündigungen: Clapton & Winwood Announce May 2011 RAH Dates; Tickets On Sale From 4 October at 9AM. May 2011 meint den 26. und 27.! Was RAH ist und was ich am 4. Oktober 2010 gemacht habe, diese Fragen stellen sich nicht wirklich, oder? In Zeiten des Internets sind manche Wege sehr kurz…
Der 27. Mai 2011. Kein Regen wie am Vortag. Kein Regen bedeutet keine Erholungspausen. Besichtigungsprogramm von morgens bis abends. Der im Bau befindliche Olympiapark, die Docklands. Tower, Tower Bridge. Eigentlich mag ich nicht bei Rockkonzerten sitzen. An diesem Abend bin ich froh. Meine schmerzenden Füße danken es mir.
Die Royal Albert Hall, sie ist schöner als ich sie mir vorgestellt habe. Das Publikum ist – vorsichtig ausgedrückt – von reiferer Natur. Wen wundert es? Die Hauptdarsteller auf der Bühne sind ja auch schon alle jenseits der 60.
Als Vorgruppe tritt Andy Fairweather Low & The Low Riders auf. Fairweather Low ist auch ein „alter Bekannter“, er war zweiter Gittarist zum einen beim oben erwähnten Earl’s Court-Konzert von Clapton, zum anderen beim Roger Waters‘ Konzert in der Münchner Olympiahalle 2002. Sein Auftritt heute ist nicht besonders spektakulär, macht aber Spaß!
Kurz nach halb 9 ist es dann so weit: Eric Clapton und Steve Winwood betreten zusammen mit ihren Bandkollegen die Bühne. Die nächsten gut zwei Stunden sind ein Höhepunkt meiner „Konzertkarriere„! (Konzertkarriere klingt doch großartig für jemanden, der nie ein Musikinstrument gespielt hat und dem der Musiklehrer schon in der 5. Klasse jegliches Gesangstalent absprach…).
Würde ich einzelne Nummern des Setlists (Had to Cry Today, Low Down, After Midnight, Presence Of The Lord, Glad, Well Alright, Hoochie Coochie Man, While You See A Chance, Key To The Highway, Pearly Queen, Crossroads, Georgia, Driftin’, That’s No Way To Get Along, Layla, Can’t Find My Way Home, Gimme Some Lovin’, Voodoo Chile, Cocaine, Dear Mr. Fantasy) herausgreifen, täte ich den anderen Unrecht. Daher lasse ich das lieber. Und noch eine Überraschung: Das angesprochene – reifere – Publikum geht richtig ab!
Bei ein, zwei Guinness klingt der wunderbare Abend aus.
Fünfmal zusammen mit seinem Blind Faith-Weggefährten Steve Winwood, sechsmal solo tritt Eric Clapton im Frühjahr 2011 in der Royal Albert Hall auf.
Ich bin glücklich, einen dieser Abende miterlebt zu haben!