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Down Under (1) – Die Sonnenfinsternis

August 1999. Ein ausgesprochen schöner Sommermonat im Süden Deutschlands. Kein Regen, praktisch jeden Tag Sonne. Beste Voraussetzungen für ein astronomisches Ereignis der Extraklasse, eine totale Sonnenfinsternis. Am 11. August. Quer durch Süddeutschland zieht ihr Kernschatten, d.h. das schmale Band, innerhalb dessen man die Totalität sehen kann. Wie einzigartig so ein Ereignis ist, merkt man dann, wenn man bedenkt, dass die nächste totale Sonnenfinsternis, bei der der Kernschatten über Deutschland hinwegzieht, erst am 3. September 2081 stattfinden wird.

Der 11. August 1999 war anders als die Tage zuvor, eine dichte Wolkendecke mit nur wenigen Lücken lag über München. Ich hatte an dem Tag frei, entschloss mich nicht wegzufahren, sondern mein Glück im Innenhof meiner Wohnanlage in Englschalking zu versuchen. Es war die richtige Entscheidung.

München-Englschalking: Sonnenfinsternis 11. August 1999

München-Englschalking: Sonnenfinsternis 11. August 1999

Pünktlich zum ersten Kontakt, dem Zeitpunkt, bei dem der Mond erstmalig auf die Sonne trifft, riss die Wolkendecke über mir auf. Und dieses Loch in den Wolken hielt sich bis fast zum Ende des Schauspiels, d.h. dem Zeitpunkt, an dem der Mond die Sonne wieder „verlässt“. Insbesondere während der totalen Bedeckung hatte ich freie Sicht. Ganz im Gegensatz zum Beispiel zu den Zehntausenden, die sich im Münchner Olympiapark versammelt hatten, bei denen zwar „das Licht ausging“, die aber nichts von der „schwarzen Sonne“ zu sehen bekamen.

Sonnenfinsternis 11. August 1999

Sonnenfinsternis 11. August 1999

Die Zeit der Totalität war ein unglaubliches Ereignis. Nicht nur, dass es auf einen Schlag fast stockdunkel wurde, auch das ganze Leben schien still zustehen. Kein Vogelgezwitscher, kein Straßenlärm, nur ein leichter Wind.

12 Jahre später. Herbst 2011. Ich mache mir Gedanken über meine Reiseaktivitäten im darauffolgenden Jahr. Da läuft mir die Information über den Weg, dass es eine totale Sonnenfinsternis über Nordaustralien 2012 geben wird. Australien? Neben Südamerika, Indien und der Antarktis eines der „großen“ verbliebenen Reiseziele auf meiner „Liste“.

Was mich immer von Australien abschreckte, ist die ewige Fliegerei. Selbst bei optimalen Bedingungen ist man gut 20 Stunden unterwegs (und das ist nur die Zeit, die man im Flugzeug verbringt). Aber warum nicht die Sonnenfinsternis zum Anlass nehmen? Und die Jahreszeit ist nahezu perfekt. Frühsommer statt Winteranfang.

Gesagt, getan. Ende November 2011 reserviere ich ein Zimmer in Cairns, fast genau ein Jahr vor der Sonnenfinsternis. Cairns? Cairns ist die einzige größere Stadt, die im Bereich des Kernschattens dieser Sonnenfinsternis liegen wird. Bald darauf buche ich auch die Flüge nach Australien. Ein Haken hat die ganze Sache aber, die Wetterprognose für Cairns ist nicht sooo gut. Die Wahrscheinlichkeit für einen wolkenfreien Himmel beträgt im November – nach langjähriger Beobachtung – gerade mal 50 Prozent.

Anfang November 2012. Die Planung der Australien-Reise steht. Natürlich steht nicht nur die Sonnenfinsternis auf dem Programm. Vom tropischen Norden Queenslands rund um Cairns geht es weiter in den Süden des Bundesstaates, dort erst nach Lady Elliot Island am Great Barrier Reef, dann nach Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt. Als dritter Teil noch Sydney und seine Umgebung. Und das alles entlang der australischen Ostküste.

Zunehmend nervös verfolge ich die Berichte zur bevorstehenden Sonnenfinsternis. Von zehn Tausenden zusätzlichen Besuchern in Cairns und Umgebung ist da die Rede (viele davon reisen den Sonnenfinsternissen weltweit hinterher), von abgesperrten Stränden und nicht befahrbaren Straßen am Tag der Sofi.

In meiner Unsicherheit, was die richtige Strategie für die Sofi ist, stolpere ich zufällig über ein Angebot im Internet: Die Kuranda Scenic Railway – eine touristische Eisenbahn durch das tropische Hinter- und Bergland von Cairns – bietet eine Sofi-Sonderfahrt an. Diese Eisenbahnfahrt stand eh auf dem Wunschzettel für die Tage im nördlichen Queensland. Also warum sie nicht mit der Sonnenfinsternis verbinden? Dadurch wäre auch eine Entscheidung über den Ort, an dem wir sie betrachten wollten, gefallen.

Ein Schnäppchen ist das Angebot nicht, aber Schnäppchen gibt es in Australien eh selten. Ich buche die Zugfahrt. Oder besser gesagt, ich will die Zugfahrt buchen. Wie kompliziert das werden wird, hatte ich so aber nicht erwartet.

Auf der Webseite der Kuranda Scenic Railway ist zunächst alles einfach. Man wählt die Reiseart aus („Special Eclipse train service“), die Anzahl der Personen („2“), die Art der Rückkehr nach Cairns (mit dem Zug oder einer Seilbahn), macht noch ein paar persönliche Angaben und schickt das Webformular ab.

Ich erhalte auf der Webseite nur die Meldung, dass ich eine E-Mail bekommen würde. Ok, etwas umständlich, aber dieses Verhalten kannte ich schon von der Buchung meines Zuges von Cairns in Richtung Süden. Statt alles auf der Webseite zu erledigen, bekommt man ein Text-Formular, das man erst auszufüllen und dann hinzufaxen hat, bevor man dann – wieder per E-Mail – das Ticket bekommt.

Auch von der Kuranda Scenic Railway bekomme ich Post per E-Mail (aufgrund der Zeitverschiebung zwischen Europa und Australien allerdings erst einen halben Tag später). Um in den Besitz der Tickets für die Sonnenfinsternis-Sonderfahrt zu kommen, müsse ich erst die beiliegenden Formulare ausfüllen, unterschreiben und zurückfaxen. Auf diesen Formularen gebe ich allerdings keine Zahlungsdaten an, sondern bestätige auf dem ersten, dass Queensland Rail – der Betreiber der Kuranda Scenic Railway – nicht für das Wetter am Tag der Sonnenfinsternis verantwortlich ist, auf dem zweiten, dass mir klar ist, dass ich, wenn ich in die Sonne blicke, dies nur mit einer Schutzbrille mache. Meine eigene Unterschrift muss ich auch noch durch eine zweite Person und deren Unterschrift bezeugen lassen.

Formular von Queensland Rail

Formular von Queensland Rail

Formular von Queensland Rail

Formular von Queensland Rail

Trotz der Enttäuschung, dass mir Queensland Rail nicht schönes Wetter garantieren würde, mache ich alles, was gefordert wird, gebe auf einer weiteren Seite – unaufgefordert – noch meine Kreditkartendaten an und faxe alles wieder nach Australien.

Ich bin überrascht, als schon ein halber Tag später eine Mail kam, in der es keine weiteren Formulare oder Rückfragen mehr gab, sondern die Mitteilung, dass wir erfolgreich für den Sofi-Sonderzug gebucht hätten.

9. November 2012. Australien, wir kommen! Selten zuvor hatte ich eine Reise nahezu ein Jahr vor mir gesehen…

Singapur: Gardens by the Bay

Singapur: Gardens by the Bay

Singapur: Marina Bay Sands

Singapur: Marina Bay Sands

12. November 2012. Nach gut 14 Stunden Schlaf – die über 40 Stunden ohne Schlaf zuvor, die nicht nur 20 Stunden reine Flugzeit, sondern auch ein Weisswurstfrühstück am Münchner Flughafen, Besuche der Gardens by the Bay und des Daches des Marina Bay Sands (seines Zeichens der teuerste Casino-Bau der Welt) in Singapur sowie ein erster Stadtrundgang durch Sydney (zur Überbrückung zwischen Ankunftszeit und Hotel-Check In) beinhalteten, hatten doch sichtbare Spuren an mir hinterlassen – geht es zurück zum Flughafen in Sydney.

Flug Sydney - Cairns

Flug Sydney – Cairns

Flug Sydney - Cairns

Flug Sydney – Cairns

Nach knapp drei Stunden Flug die Landung in Cairns.

Langwieriges Abholen des Mietwagens (Warum müssen die ganzen Gott-und-die-Welt-Daten nochmals eingegeben werden? Ich habe doch schon alles bei Buchung angegeben! Noch dazu von Menschen, die scheinbar kurz zuvor zum ersten Mal eine Computertastatur in ihrem Leben gesehen haben…). Fahrt zum schon seit einem Jahr reservierten Hotel. Einchecken. Füße hochlegen.

Bohemia Resort Cairns

Bohemia Resort Cairns

13. November 2012. Der Tag zuvor. Wir fahren mit unserem Mietwagen durch die sich westlich von Cairns anschließenden Atherton Tablelands. Das Wetter ist durchwachsen. Sonne wechselt sich mit Wolken ab. Regen gibt es allerdings nur dann hin und wieder, wenn wir im Auto sitzen. Abends geht es früh ins Bett.

Atherton Tablelands: Cathedral Fig Tree

Atherton Tablelands: Cathedral Fig Tree

Atherton Tablelands: Millaa Millaa Falls

Atherton Tablelands: Millaa Millaa Falls

14. November 2012. DER Tag. Kurz nach drei geht der Wecker. Um halb fünf sind wir am Bahnhof. Wir bekommen unsere Plätze des Sofi-Sonderzuges der Kuranda Scenic Railway zugewiesen. Um fünf geht die Fahrt los. Es wird langsam heller. Ein Blick zum Himmel. Geschlossene Wolkendecke. Ich bin trotzdem optimistisch. Beim „letzten Mal“ ging es ja schließlich auch gut…

Bahnhof Cairns: Kuranda Scenic Railway

Bahnhof Cairns: Kuranda Scenic Railway

Kuranda Scenic Railway

Kuranda Scenic Railway

Kurz nach sechs. Wir halten an unserem Aussichtspunkt. Wundervoller Blick auf die tropische Bergwelt, ins Tal, an die Küste, aufs Meer. Und Wolken am Himmel… Aber keine geschlossene Wolkendecke mehr! Einzelne Lücken. Aber in keiner erscheint die – zu diesem Zeitpunkt schon teilbedeckte – Sonne.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Eine Viertel Stunde vor der Totalität ist es soweit! Wir sehen die Sonne zum ersten Mal – natürlich nur durch unsere Schutzbrillen! Und der Mond ist auch da!

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (1)

(1) Was wie eine Mondsichel aussieht ist die Sonne, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett vom Mond bedeckt wird.

Kurze Zeit später erscheint plötzlich eine Wolke wie aus dem Nichts. Die Sonne verschwindet wieder. Die Minuten verrinnen… Doch dann ist sie und er wieder da! Und es sind nur noch wenige Augenblicke bis zur Totalität! Trotz eines dünnen – mit dem bloßen Auge nicht zu erkennenden – Wolkenschleiers nimmt daas Spektakel seinen Lauf: Das Licht geht aus. Die schwarze Sonne steht am Himmel.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (2)

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (3)

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (4)

(2) Der Mond bedeckt die Sonnenscheibe vollkommen, die Korona der Sonne wird sichtbar.
(3) Das Gebiet im Kernschatten liegt in völliger Dunkelheit.
(4) Die Totalität ist beendet, die Sonne wird wieder teilweise sichtbar.

Nach gut zwei Minuten ist der Hauptteil der Show vorbei. Die Sonne kommt wieder hinter dem Mond hervor.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012 (5)

(5) Die Sonne wird nur noch partiell vom Mond bedeckt.

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Sonnenfinsternis 14. November 2012

Wir hatten die totale Sonnenfinsternis 2012 miterlebt! Entsprechend gelöst ist die Stimmung im Zug. Dieser fährt bald weiter, macht noch einen Stopp bei den Barron Falls und beendet seine Fahrt in Kuranda.

Barron Falls

Barron Falls

Bei einem gemeinsamen Frühstück von Fahrgästen und Zugbegleitern auf dem Bahnhof in Kuranda macht bald die Nachricht die Runde, dass nicht alle einen so schönen Blick auf die Sonnenfinsternis hatten. Diejenigen, die in Cairns geblieben sind, sahen nur Wolken.

Bahnhof Kuranda

Bahnhof Kuranda

Die Australien-Reise hatte mit einem absoluten Höhepunkt begonnen. 🙂

Werde ich jetzt zum Sofi-Reisenden? Wer weiß… Die nächsten Sonnenfinsternisse sind über Färöer und Spitzbergen (2015) bzw. über Sumatra, Borneo und Sulawesi (2016) sichtbar – theoretisch zumindest. Denn alle genannten Orte haben eines gemeinsam: eine schlechte Wetterprognose für den Zeitpunkt der Sonnenfinsternis. Die Sonnenfinsternis vom 21. August 2017 ist aber ein heißer (Reise-) Kandidat, dann überquert der Kernschatten die kompletten Vereinigten Staaten.

Unterwegs in Asien

Fünf Monate Südostasien im „Winter“ 2001/2002. Erinnerungen ans Unterwegssein.

Die Größe eines VW-Busses kennt wahrscheinlich jeder. In Südostasien nennt man ein Fahrzeug dieser Größenordnung Minibus. Und Minibusse sind ein wichtiges Touristen-Beförderungsmittel. So weit ist das kein Problem. Nur in Asien passen neben dem Fahrer noch elf Touristen in den Minibus. Passen ist dabei eigentlich das falsche Wort. Und der Minibusfahrer fühlt sich als Herrscher der Straße, schließlich ist sein Fahrzeug ja viel größer als jedes Fahrrad, jedes Moped, jedes Tuk-Tuk oder jedes Autos.

Innerhalb der großen Städte hat man meist mehrere Alternativen zur (nicht-selbständigen) Fortbewegung. Das Tuk-Tuk habe ich schon erwähnt. Ein dreirädriges Moped, vorne sitzt der Fahrer, auf der Rücksichtsbank die Gäste. Bis auf einen Regenschutz ist es offen.

Das Fahren mit dem Tuk-Tuk ist allerdings ein Erlebnis der besonderen Art. Morgens um sechs ist das Fahren mit dem Tuk-Tuk selbst in Bangkok kein Problem (auch wenn es unglaublich klingt, ich spreche auch für diese Uhrzeit aus eigener Erfahrung!). Dann sind die Straßen für asiatische Verhältnisse praktisch leer (ok, in einer deutschen Kleinstadt würde man wohl noch Jahre später von einem nie dagewesenen Verkehrschaos sprechen).

Rush Hour in Bangkok

Rush Hour in Bangkok

Zu „normalen“ Tageszeiten sieht es ein bisschen anders aus. Man sitzt im Dauergestank und lebt in der ständigen Hoffnung, dass größere Gefährte (wie die schon erwähnten Minibusse…) einen nicht übersehen. Schneller als mit einem Taxi kommt man mit dem Tuk-Tuk nicht durch die Stadt. Taxis haben zwar meist einen Taxameter, doch die Fahrer wollen ihn nicht benutzen. Ist die Konkurrenz an Taxis groß, hat man allerdings gute Chancen, den Fahrer doch zu überreden ihn einzuschalten. Stehen allerdings viele Kunden zur Verfügung (was in vielen Ecken Bangkoks der Fall ist) zieht man den Kürzeren. Freie Marktwirtschaft pur.

Dann gibt es noch die öffentlichen Busse, kleinere, größere, mit Klimaanlage und ohne. Alles nicht so einfach. Insbesondere da das Fahrziel nur auf Thai angeschrieben ist. Aber man gewöhnt sich daran. Will man raus aus der Stadt kann man natürlich auch den Bus nehmen, dafür gibt es in einer Stadt wie Bangkok reichlich Busbahnhöfe, man muss nur den richtigen finden…

Wenn es geht, nehme ich für weite Strecken am liebsten die Eisenbahn. Die Züge sind nicht unbedingt schneller als ein Bus, aber alles in allem ist es bequemer (und an jedem Bahnhof gibt es leckeres Essen). Die diversen Klassen und Unterklassen sind im Vergleich zum Bussystem das deutlich kleinere Übel.

Chao-Phraya

Chao-Phraya

In Bangkok kann auch das Expressboot auf dem Chao-Phraya eine praktische (und schnelle) Verkehrsmittelalternative sein. Und – wenn man in seiner Nähe ist – der Sky Train, von dem allerdings erst zwei Streckenabschnitte existierten.

Sky-Train in der Hochhausschlucht

Sky-Train in der Hochhausschlucht

Bangkok ist übrigens nicht der offizielle Namen der thailändischen Hauptstadt (auch wenn er praktisch überall benutzt wird), dieser lautet vielmehr Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit. Bangkok war auf dieser Reise die zentrale Anlaufstation. Insgesamt siebenmal kehrten wir ins New Siam Guesthouse in Bangkok zurück. Ein Teil des Gepäcks und insbesondere noch nicht benötigtes oder schon belichtetes Filmmaterial blieben in der Stadt der Engel (Krung Thep) zurück.

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

Bei all den schon erwähnten Verkehrsmitteln sollte man nicht vergessen, dass man aber meist zu Fuß unterwegs ist. Da bleibt es nicht aus, dass man auch mal eine Straße überqueren muss. Und die ist voll von Verkehrsmitteln, besonders Massen an Mopeds tummeln sich dort. Ich ging dabei immer davon aus, dass ein Mopedfahrer kein besonderes Interesse am Umfahren von Touris hat, sie werden schon ausweichen oder bremsen. Wichtig ist nur, dass man beim Überqueren der Straße nicht stehen bleibt. Mehr als einmal war ich allerdings überrascht, wenn ich auf der anderen Straßenseite plötzlich allein ankomme. Und meine Freundin mit verzweifeltem Gesichtsausdruck noch auf der anderen Straßenseite stand…

Alternativ zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann man auch ein eigenes Fahrzeug mieten (in Bangkok würde ich das allerdings nur Wahnsinnigen empfehlen). Auf einer Insel wie Ko Chang ist ein Moped aber ein nahezu ideales Fortbewegungsmittel. Meine einzige Erfahrung im Mopedfahren bestand allerdings darin, fast 20 Jahre früher kleinere Fahrten auf den Maschinen von Kumpels gemacht zu haben. Aber die Mopedvermieterin ist von meiner Fahrkunst angetan. Als ich – zuerst allein – eine Probefahrt mache und die sich etwas ausweitet, will sie gleich jemand hinter mir herschicken, um mich zu suchen. Dabei war das gar nicht nötig. Ich kam ohne fremde Hilfe zurück zur Verleihstation. Dort ging es dann richtig los, dieses Mal zu zweit. Allerdings war schon am ersten Berg wieder Schluss. Im zweiten Gang war der Anstieg nicht zu schaffen. Also wieder runter. Mit viel Anlauf und im ersten Gang kommen wir den Berg hinauf. Im Laufe des Tages schaffe ich es bis in den vierten Gang (die Suche nach der Kupplung hatte ich irgendwann aufgegeben, das Schalten ging auch so).

Mit dem Moped auf Ko Chang

Mit dem Moped auf Ko Chang

Der ganze Verkehr ist immer mit viel Lärm verbunden, mit sehr viel Lärm. Schlimmer als der Verkehrslärm sind aber die Fernsehapparate. Sie stehen immer und überall. Selbst kleine Marktstände haben oft einen. Und meistens sind sie so laut aufgedreht, dass sich der Ton dabei überschlägt. Aber auch dies ist noch nicht das obere Ende der Lärmerzeugung. Unschlagbar sind CD-Verkaufsstände. Was dort lautstärkemäßig abgeht, ist nicht zu beschreiben. Und den notwendigen Strom für die Krachgenerierung gibt es nicht nur in Bangkok! Während ich mich an Hitze und Luftfeuchtigkeit im Laufe der Zeit gewöhne, tritt dieser Gewöhnungseffekt für den Lärm nicht ein.

Mopeds an der Kreuzung

Mopeds an der Kreuzung

Mit dem Zug wollen wir einen Ausflug in das rund 100 Kilometer westlich von Bangkok gelegene Kanchanaburi machen. Der Ort lebt stark von der aus dem gleichnamigen Film bekannten Brücke am Kwai und einer schönen, abwechslungsreichen Landschaft in seiner Umgebung. Den Zug in Bangkok konnte man gar nicht verpassen. Im entsprechenden Bahnhof fuhren nämlich keine Züge, zumindest nicht an diesem Tag (stattdessen machte sich auf den Gleisen ein Markt breit). Mit einem Pick-Up wurde man zum nächsten Bahnhof gefahren. Für die schon erwähnten 100 Kilometer ist man gut drei Stunden unterwegs, mit den üblichen Verspätungen.

Discoboot auf dem River Kwai

Discoboot auf dem River Kwai

In Kanchanaburi bietet sich eine neue Variante des Lärmhorrors, das Discoboot. Und davon gibt es viele!! Und jedes möchte natürlich lauter als alle anderen sein. Zu allem Überfluss sind sie nicht an einem festen Ort verankert, sie werden auch noch über den Fluss gezogen. Und damit direkt an unserer – als ruhig beschriebenen – Unterkunft vorbei.

Ohne Motor heißt ein Tuk-Tuk Cyclo, ein Fahrradtaxi für zwei Personen. Wenn es regnet, wird man abgedeckt und kann den Verkehr nur noch durch Löcher in der Plastikhülle sehen. An diesen Fortbewegungskomfort kann man sich gewöhnen!

Zurück zur Eisenbahn. Eine nächtliche Zugfahrt in Vietnam von Hanoi nach Hue. Hard-Sleeper! Und dieser Begriff ist wörtlich zu nehmen. Denn unter dem Begriff Hard-Sleeper ist tatsächlich nur eine Pritsche zu verstehen, die von einer Bastmatte (!) bedeckt wird.

Hard-Sleeper-Abteil Hanoi - Hue

Hard-Sleeper-Abteil Hanoi - Hue

Unser mitreisender Nachbar (ein normales Zugabteil wird für sechs Reisende zur Schlafstätte) lacht sich fast tot, als er sieht, dass ich beim besten Willen nicht in dieses „Bett“ passe. Neben den viel zu kleinen „Betten“ gibt es ein Laken als Decke sowie etwas, das sich mit viel Phantasie Frühstück und Mittagessen nennen lässt. Die Fenster sind vergittert (angeblich zum Schutz vor Steine werfenden Kindern – ich glaube eher, man hat Angst, dass die Fahrgäste unterwegs flüchten).

In Hue, der alten vietnamesischen Kaiserstadt, haben wir eine Rundtour auf Mopeds durch die Umgebung gebucht. Ein Moped mit Fahrer. Meine Freundin bekam auch einen. Ich nicht. Auf meinen Hinweis hin, ich hätte nicht viel Ahnung vom Mopedfahren (das oben erwähnte Ko Chang ist schon ein Weile her und war dazu eine nahezu einsame Insel), gibt es eine Fahrstunde, genaugenommen Fahrdreiminuten.

Straßenverkehr in Hue

Straßenverkehr in Hue

Ich falle nicht runter, kann Gas geben und bremsen, bei fließendem Verkehr wenden. Und – natürlich das Wichtigste – Hupen. Bestanden. Also geht es los. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Der Tripp führt nicht nur durch die Fußgängerzone am Vorweihnachtssamstag, nein es geht auch noch quasi mitten über den Viktualienmarkt und hin und wieder kreuzt man die Tour de France. Abends fühle ich mich als wahrer Held.

Immer noch Vietnam. Für die Strecke von Hoi An nach Nha Trang soll es zur Abwechslung ein Nachtbus sein. Abfahrt 6 Uhr abends, Ankunft 6 Uhr morgens. Zwölf Stunden für 450 Kilometer. Um kurz vor 7 geht es tatsächlich los. Der Sitzabstand hat das übliche asiatische Maß. Mit Glück bekomme ich aber eine eigene Reihe (d.h. 2 Plätze), der pure Luxus! Aufgrund des regnerischen Wetters kündigt der Fahrer schon bei der Abfahrt eine Verspätung von ein, zwei Stunden an. Diverse Pannen im Laufe der Nacht und des Morgens (darunter ein Reifenwechsel, Bremsprobleme und ein Motorschaden) werfen uns um weitere Stunden zurück. Mittags um halb 12 kommen wir in Nha Trang an, einem beliebten Badeort am südchinesischen Meer.

Dass der eine oder andere Vietnamese hin und wieder mal mein (kleines!) Bäuchlein streichelt, kann ich zwar nicht verstehen, aber ich kann damit leben. Ich nehme an, ich  erinnere sie – rein figürlich – an Buddha. Als mich mein Motorradfahrer (er hatte mich durch die Gegend um Da Lat gefahren) allerdings fragte, ob er denn aufgrund meiner Größe und meines Gewichtes einen Zuschlag haben kann, fand ich das dann doch diskriminierend!! Aber irgendwie hatte er es ja verdient. Und die Tour war auch sehr schön.

So einen Beifahrerplatz auf einem Motorrad sollte man sich nicht gerade als einen gemütlichen Fernsehsessel vorstellen. Auch die Größe eines vietnamesischen Motorrades ist nicht wirklich mit meiner Körpergröße kompatibel (ich fühlte mich in einem Dauerverrenkungszustand). Und die Straßen Vietnams (eigentlich müsste man eher von landschaftlichen Bereichen, in denen sich verstärkt Verkehrsmittel aufhalten, reden) bilden nicht gerade die Grundlage für eine ruhige Fahrt sind. Kurze Strecken als Beifahrer sind mit dem Motorrad noch angenehm, längere aber nicht, insbesondere, wenn dann auch noch das ganze Gepäck mit auf das Gefährt müsste. Deshalb geht es mit einem (komfortablen!) Bus statt auf dem Motorrad von Da Lat weiter nach Saigon, vorbei an zahllosen Fabriken, in denen unsere Turnschuhe hergestellt werden.

In Saigon gab es zum Zeitpunkt der Reise zwei Millionen Mopeds (und das bei einer Einwohnerzahl von offiziell vier Millionen), dazu kommen eine halbe Million Fahrräder und 70000 Cyclos (die Autos und Busse sind da schon vernachlässigbar). Man kann sich leicht ausmalen, was das bedeutet.

In den drei Tagen, in denen wir uns anschließend im Mekong-Delta befinden, habe ich eine Vielzahl von Bootstypen kennengelernt. Vom kleinen 3-Personen-Ruderboot bis zu mittelgroßen Personenschiffen für vielleicht 30 Personen.

Im Mekong-Delta

Im Mekong-Delta

Entsprechend der Größe der Wasserwege, vom nur einen Meter breiten Flussärmchen bis zum hunderte Meter breiten Hauptstrom.

Mit Speedbooten (bei der Buchung dachte ich dabei an ein Tragflächenboot und nicht an eine größere Nussschale (mit einem zugegebenermaßen ziemlich starken Motor) – wie naiv man doch manchmal sein kann) geht die Fahrt auf dem Mekong in Richtung der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Ich frage mich allerdings, warum der kambodschanische Tourführer bei der Fahrt im Speedboot einen Sturzhelm trägt. Wegen der Sonne? Oder weil es cool aussieht? Wahrscheinlich letzteres…

Mit dem Speedboot auf dem Mekong

Mit dem Speedboot auf dem Mekong

Kambodscha. Bei den Verkehrsmitteln hat man hier die Wahl zwischen Pest und Cholera. Busfahren auf unterirdisch schlechten Straßen. Oder Highspeedboote. Der Sitzabstand in den Highspeedbooten schlägt alles bisher dagewesene (mir fehlen mindestens zehn Zentimeter, um die Beine zwischen die Sitzbankreihen zu quetschen). Der dröhnende Motor ist eine richtige Wohltat im Vergleich zu der bis an den Anschlag aufgedrehten Videomusikanlage, aus der während der ganzen Fahrt die immer gleiche kambodschanische Popmusik plärrt. Es ist zum wahnsinnig werden! Weil das aber noch nicht reicht, wird die Klimaanlage auf eine Temperatur eingestellt, bei der man erwartet, dass sich Eisblumen am Fenster bilden. Nicht im Bus, im Highspeedboot geht es nach Kratie zu den Flussdelfinen und nach Angkor zu den Tempeln.

Mekong: Highspeedboote am Bootsanleger in Kratie

Mekong: Highspeedboote am Bootsanleger in Kratie

Zurück in Thailand. In einem Nachtzug von Bangkok ganz in den Norden, ins direkt an der Grenze zu Laos gelegene Nong Khai. Für den Grenzübertritt braucht man die in der Gegend oft üblichen zwei Stunden (was würde die Menschheit ohne all die schönen Formulare machen). Hinter der Grenze liegt Vientiane, die laotische Hauptstadt. Vientiane fehlt auf den ersten (und jeden weiteren) Blick völlig der Charakter einer Hauptstadt, genaugenommen fehlt ihr sogar fast der Stadtcharakter. Blickt man von oben auf die Stadt, dann sieht sie aus wie ein großer Park mit ein paar eingestreuten Bauten.

Ich bin überrascht, dass die Fahrt von Vang Vieng nach Luang Prabang sieben Stunden dauern soll, wo es doch von Vientiane nach Vang Vieng für die etwa gleiche Strecke nur drei Stunden brauchte. Dafür kosten die sieben Stunden auch 40000 kip im Vergleich zu den 7000 kip für die 3 Stunden…. Morgens um 9 geht es los. Wir haben gute Plätze (die besonders schlechten bestehen aus Kleinstplastikhockern in der Mitte des Busganges!). Ein Münchner, den wir zwei Tage zuvor in Vientiane am Busbahnhof kennengelernt haben, hat uns die Tickets schon früh morgens besorgt. Bald verstehen wir auch, warum die Fahrt so lange dauern soll, denn es geht durch das wunderschöne laotische Bergland (mit Gipfeln von über 2000 Meter Höhe), vorbei an zahlreichen Dörfern, die fast immer auf schmalen Berggraden liegen. Absolut pünktlich kommen wir in Luang Prabang an.

Von Luang Prabang aus ist wieder der Mekong unser Reiseweg. Um sicher zu sein, ein Boot zu bekommen, sind wir schon um halb 8 am Abfahrtspier. Es gibt allerdings keine offiziellen Bootsverbindungen auf der Strecke ins nördliche Thailand. Ein engagierter Australier, der dasselbe vorhat, nimmt sich der Sache zielstrebig an und organisiert ein privates Boot, so dass wir noch vor der Mittagsstunde abfahren.

Die Fahrt über den Mekong ist sehr schön, wir sehen sich auf Sandbänken sonnende Wasserbüffel ebenso wie Elefanten im Arbeitseinsatz. Dazu das grüne Dschungelband und vereinzelte Dörfer. Da das Boot nicht komplett voll ist, kann man sich – wenn der Allerwerteste vom Sitzen auf den kleinen Holzbänken allzu sehr schmerzt – hin und wieder in den Gang legen. Die Strecke zur thailändischen Grenze ist für einen Tag zu lang ist. In dem kleinen Dschungelort Pakbeng wird ein Stopp für die Nacht eingelegt.

Mekong bei Pakbeng

Mekong bei Pakbeng

Vom Norden Thailands geht es in Bussen und Zügen in den Süden des Landes. Dann „Urlaub im Urlaub“ in Khao Lak. Weiter im Minibus über die Grenze nach Malaysia. Von dort mit Fähre (über die Straße von Malakka) und im Bus zu den Orang Utans auf Sumatra. Das gleiche in umgekehrter Weise auf dem Rückweg nach Malaysia. Quer durch Malaysia in Nachtzügen. Singapur (mit seiner Operationssaal-ähnlichen Sauberheit) ist dann schon fast das Ende der Reise durch Südostasien. Aber nur fast. Ein weiteres Mal Khao Lak und zum Schluss das dann schon für mich wie eine zweite Heimat wirkende Bangkok.