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Das Heilige Land (oder: DIE Leiter)

Israel. Ein unglaublich vielfältiges Land – sobald man die Einreise geschafft hat. Schon die beiden wichtigsten Orte. Tel Aviv, am Mittelmeer gelegen, durch und durch weltlich orientiert. Jerusalem hingegen, heiliger Ort von Juden, Christen und Moslems, ist geistig-religiös geprägt sowie das kulturelle und politische Zentrum des Landes.

Christliches Viertel der Jerusalemer Altstadt: Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche), eingerahmt von 2 Minaretten

Christliches Viertel der Jerusalemer Altstadt: Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche), eingerahmt von 2 Minaretten

Der heiligste Ort der Christenheit ist auch in Jerusalem, es ist die Grabeskirche, nur einen Steinwurf von Klagemauer und Al-Aqsa-Moschee, den heiligen Stätten von Juden bzw. Moslems entfernt.

Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche): Rechts DIE Leiter

Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche): Rechts DIE Leiter

Die Grabeskirche befindet sich an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu.

Grabeskirche: Ädikula mit dem Heiligen Grab unter der Kuppel der Rotunde

Grabeskirche: Ädikula mit dem Heiligen Grab unter der Kuppel der Rotunde

Probleme zwischen Anhängern unterschiedlicher Religionen sind ein ständiges Thema in Nachrichtensendungen, in Zeitungsartikeln und auf News-Seiten im Web – viel wird darüber berichtet. Selbst Kriege und Terror zwischen Anhängern einer Religion sind bis heute an der Tagesordnung. Wie kompliziert das Zusammenleben verschiedener Konfessionen einer Religion in einem einzigen Gebäude sein kann, davon wusste ich bis zu meinem Besuch in Jerusalem aber noch nichts.

Das Erklären dieser komplizierten Verhältnisse (und was es mit der Leiter auf sich hat) überlasse ich der Wikipedia:

Die Grabeskirche ist im Besitz von sechs christlichen Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxe, die Römisch-Katholische Kirche, vertreten durch den Franziskaner-Orden, und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt, die Äthiopier leben in einer kleinen Gruppe nur auf einem Dach der Kirche.

Wegen Streitigkeiten zwischen den Konfessionen verwahrt die moslemische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die ebenfalls moslemische Familie Nusseibeh schließt die Haupttür morgens auf und abends wieder zu.

Grabeskirche: DIE Leiter

Grabeskirche: DIE Leiter

Die komplizierten Besitzverhältnisse erschweren bauliche Maßnahmen, da jede Veränderung eine Verletzung des Status verursachen könnte. So steht zum Beispiel eine längst sinnlos gewordene Holzleiter an der Fassade über dem Hauptportal. Sie diente im 19. Jahrhundert den Mönchen zum Einstieg in die Kirche, wenn die Tore behördlich geschlossen waren. Seit vielen Jahrzehnten laufen Bestrebungen, sie zu entfernen, doch ist es nicht geregelt, wer das Recht dazu hätte.

Auch ist genau geregelt, wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum Beispiel das Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner von den Orthodoxen frei gemacht werden. Besonders kritisch wird die Situation immer zu Ostern, wenn alle Kirchen das Hochfest der Auferstehung feiern. Da die Katholiken selten am Termin der Ostkirche feiern, kommt es da vor allem zum Konflikt unter den Orthodoxen. So kommt es gelegentlich zu Handgreiflichkeiten zwischen Mönchen wegen der nicht eingehaltenen Gebetsordnung. Auch während der Sperrzeiten in der Nacht bleiben Mönche aller Konfessionen in der Kirche. In der Kirche gelten wegen der unumstößlichen Zeiteinteilung auch keine Sommerzeitregelungen.

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Grabeskirche)

Israel – Die Einreise

Ich hatte darüber gelesen. Und es kam dann genau so. Das Einzelgespräch mit einem israelischen Einreisebeamten. Wegen eines „falschen“ Stempels im Pass.

Aber der Reihe nach. Irgendwann im Jahr 2010 kam Zypern als ein mögliches Reiseziel auf. Nur Zypern, das schien mir für eine größere Reise zu wenig. Die Frage, was „in der Nähe“ von Zypern liegt und ich noch nicht gesehen hatte, war schnell beantwortet. Israel und Ägypten. Und dazu der Frühling als ideale Reisezeit.

Larnaka, Zypern (A) – Tel Aviv, Israel (B) – Kairo, Ägypten (C)

Der Schritt von den Überlegungen zum Buchen der Flüge war – in Zeiten des Internets – nur noch ein kleiner. München – Larnaka, Larnaka – Tel Aviv, Kairo – München. Da es von Israel keinen günstigen Flug nach Ägypten gab, entschloss ich mich für die Überquerung der dortigen Grenze den Landweg zu nutzen.

Was noch fehlte, war das Visum für Ägypten, für Zypern reicht – als Mitglied der EU – ein Personalausweis, für Israel der Reisepass. Da ich Anfang 2011 eh in Berlin sein würde, wollte ich mein Ägypten-Visum dort direkt bei der Botschaft beantragen. Letzteres funktionierte – trotz der gleichzeitig stattfindenden Arabischen Revolution – erstaunlich problemlos (und ich war optimistisch, dass sich die Lage in Ägypten bis zu meiner Reise im April wieder beruhigen würde).

Ein Montagnachmittag im April 2011. Der letzte Tag auf Zypern. Inzwischen alleinreisend mache ich einem letzten Spaziergang durch Larnaka. Dann geht’s zum Flughafen. Vorbei am Salzsee, nochmals Ausschau nach dem einsamen Flamingo Sid haltend. Die üblichen Kontrollen am Eingang des Sicherheitsbereiches. Nochmals Kontrollen vor dem Einsteigen. Es ist schon dunkel als die Maschine von Cyprus Airways für den kurzen Flug übers Mittelmeer in Richtung Israel abhebt.

Flughafen Larnaka

Flughafen Larnaka

Flug Larnaka - Tel Aviv

Flug Larnaka - Tel Aviv

Flughafen Ben Gurion Tel Aviv

Flughafen Ben Gurion Tel Aviv

Kurz nach 21 Uhr die Landung in Tel Aviv. Da ich recht weit vorne im Flugzeug sitze, bin ich einer der ersten an den Schaltern der Passkontrolle. Richtig eilig habe ich es nicht, die Züge in Richtung der Innenstadt von Tel Aviv fahren um diese Tageszeit nur noch stündlich, den um 21:20 Uhr werde ich nicht erreichen.

Die israelische Grenzbeamtin durchblättert meinen Pass, stockt plötzlich, greift zum Telefonhörer. Dem Hebräischen nicht mächtig verstehe ich nur ein Wort – Syria. Wie zu erwarten hat sie das Visum meiner Syrienreise aus dem Jahr 2009 entdeckt. Ich möge doch bitte einen Moment warten…

Nach ein bißchen Warten an der Passkontrolle und noch ein bißchen Warten in einem kleinen Wartesaal sitze ich in einem Büroraum, wie er überall auf der Welt sein könnte. Mir gegenüber der eingangs erwähnte Einreisebeamte (was er genau ist, erfahre ich allerdings nicht). Was ich denn in Syrien gemacht hätte? Und was ich denn in Israel machen wolle? Wen ich denn so kenne und überhaupt? Quer durch meine Reiseaktivitäten geht das Gespräch, ausführlich unterhalten wir uns über das Champions League-Finale in Madrid aus dem vergangen Jahr. Und über das Fotografieren. Ein kurzer Abstecher ins berufliche Leben. Das Gespräch ist unterhaltsam. Und die Zeit läuft dahin.

Kurz nach 10 ist das Gespräch beendet. Ich habe „bestanden“, bekomme den Pass zurück, darf einreisen. Ein syrischer Stempel im Pass führte zu einem Gespräch bei der Einreise nach Israel, allerdings, ein israelischer Stempel im Pass macht das (Ein-) Reisen in viele arabische Ländern unmöglich. (Reise-) Politik im 21. Jahrhundert.

Nur noch gut zehn Minuten bis zur Abfahrt des nächsten Zuges. Sonst muss ich eine weitere Stunde warten. Vorbei an den Passkontrollhäuschen spurte ich zur Gepäckausgabe. Einsam und verlassen liegt mein Rucksack neben dem Gepäckband. Weiter zum Geldumtausch. Die Suche nach dem Bahnhof. Ein Ticket aus dem Automaten.

Um 22:19 Uhr stehe ich am Bahngleis. Um 22:20 sitze ich im Zug. Angekommen in Israel. Fahrt mit Zug und Bus ins Zentrum. Am Mittelmeer steige ich aus. Einchecken im Hotel. Hunger und Durst. Draußen auf der Straße gibt es noch geöffnete Straßenstände. Ich kaufe mir ein paar Flaschen Wasser und 100 Gramm Nüsse (und bin überrascht, dass die Waage schon beim ersten Versuch exakt 100 Gramm anzeigt. Noch mehr überrascht bin ich am darauffolgenden Abend als ich wieder 100 Gramm bestelle und die Waage wieder exakt 100 Gramm anzeigt – beim ersten Versuch. Die Verkäufer scheinen ein feines Gefühl für Gewichte zu haben, ein sehr feines…).

Bell Hotel Tel Aviv

Bell Hotel Tel Aviv

Am nächsten Morgen mache ich einen Fehler. Einen Fehler, der mich nicht nur eine Menge Zeit kosten wird, einen Fehler, der mich die ganzen nächsten Tage – zumindest ein bißchen – ständig beschäftigen wird. Ich schaue mir meinen Pass an und will meinen neuen Stempel begutachten. Ich blättere den Pass unzählige Male durch. Ich finde alles, nur nicht meinen israelischen Einreisestempel. Und der soll – spätestens – bei der Ausreise wichtig sein…

Was tun? Zurück zum Flughafen? Relativ weit und zeitraubend (denke ich zu diesem Zeitpunkt noch…). Die Touristeninfo ist gleich ums Eck. Vielleicht können die helfen. Die schicken mich zur deutschen Botschaft. Wohlwissend, dass die mir bestimmt nicht weiterhelfen können, gehe ich trotzdem hin. Die schicken mich weiter zum israelischen Innenministerium. Visumsabteilung. Für Fragen ist der Auskunftsschalter zuständig. Auskunft nach Nummern. Ich ziehe meine Nummern. 835 – wenn ich mich richtig erinnere. Die Anzeige steht auf 778. So ungefähr zumindest. Zehn Minuten später steht die Anzeige immer noch auf 778. Zwanzig Minuten später schon auf der 779. Es geht vorwärts…

Ich habe Glück, ich bekomme irgendwann die 785 „vererbt“. Und nach zwei Stunden bin ich an der Reihe! Der genervte Auskunftsbeamte hat keine halbe Minute für mich. Sie seien für Arbeitsvisa zuständig. Dass mit dem fehlenden Touristenvisaeinreisestempel wäre nicht so schlimm – glaubt er zumindest. Ohne Einreisestempel und mit dem Glauben des Auskunftsbeamten verlasse ich das Innenministerium wieder.

Mehr über die Reise durch Israel und die Weiterreise nach Ägypten demnächst.