Stresstest bezeichnet einen Test, bei dem Reaktionen auf Stress wie erhöhte Beanspruchung und Belastung physischer oder psychischer Art gemessen werden.
Quelle: Wikipedia
Stresstests sind beliebt geworden, von Stuttgart 21 über Kernkraftwerke bis zu Banken. Alles wird stressgetestet (Warum schlägt mir die automatische Rechtschreibkorrektur für stressgetestet die Verbesserung geistesgestört vor?).
Ein Konzept, das auch für die Überprüfung einer (neuen) Beziehung Verwendung finden kann. Dieser Stresstest hat – wie jeder Test – ein paar Randbedingungen:
- Ein fester Ort, ein fester Termin – Hartford (Connecticut, USA), 29. Juni 2012, 20 Uhr. Der Tag des Wall-Konzerts.
- Maximaler Verbrauch von sechs Urlaubstagen (aufgrund anderer Reisepläne im Zusammenspiel mit einem begrenzten Jahresurlaubskontingent).
- Deutsche Spiele bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine.
- Perfektes Gelingen (erste größere gemeinsame Reise!).
Mit den Randbedingungen ergibt sich der Plan: 9 Tage USA, plus ein Tag Hin-, ein Tag Rückreise. Besichtigungen in 5 Städten. Buchung von 5 Unterkünften (davon 3 in New York), diverse Zugbuchungen, eine Mietwagenbuchung.
Aus Worten werden Taten.
Tag 0, Freitag, 22. Juni
Dieser Tag zählt nicht zur Reise, ist aber wichtiger Bestandteil des Stresstests. Wesentlicher Punkt: Das Packen (Warum dauert das Vor-dem-Urlaub-Packen immer ewig?). Daneben das EM-Viertelfinalspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Griechenland, das die Deutschen mit 4:2 gewinnen.
Tag 1, Samstag, 23. Juni
Durch Stress (!) bei der Flugbuchung hatte ich einen zu frühen Flug von München nach Düsseldorf gebucht. Deshalb zwei Stunden früher Aufstehen als nötig gewesen wäre. Flug von München über Düsseldorf nach New York. Verspätung von vier Stunden vor dem Weiterflug in Düsseldorf. Bus vom Flughafen JFK nach Manhattan. Übernachtung im Hotel St. James in Manhattan.
Tag 2, Sonntag, 24. Juni
Gepäck vom Hotel St. James ins Hilton Times Square. Subway nach Brooklyn. Besuch eines Gospel-Gottesdienstes. Manhattan Bridge, Brooklyn Bridge. Rückfahrt zum Hilton. Einchecken. Times Square. Blaue Stunde auf dem Rockefeller Center. Times Square. Hilton. Italien wird durch einen Sieg im Elfmeterschießen deutscher Gegner im Halbfinale.
Tag 3, Montag, 25. Juni
Mehrstündige Sex-and-the-City-Tour durch Manhattan. Als einer von zwei Männern in einem Bus voller Frauen, von denen mindestens jede Zweite aussieht wie Carrie Bradshaw. Rückkehr ins Hotel. Abholen des Gepäcks. Taxi zur Penn Station. Mit dem Zug nach Princeton. Besuch und Übernachtung bei Freunden.
Tag 4, Dienstag, 26. Juni
Zug von Princeton nach Washington, D.C. Mit der Metro zum Hotel Channel Inn. Zu früh zum Einchecken. Zeit für einen kleinen Spaziergang… In vier Stunden rund um das Tidal Basin entlang berühmter Memorials (Jefferson, Lincoln, Vietnam, …). Das ganze bei etwa 40° C im Schatten – leider gab es den meistens nicht (ein paar Tage später wird die Energieversorgung in Washington zusammenbrechen und die Stadt öffentliche „Kühlräume“ einrichten). Einchecken im Hotel. Zum Sonnenuntergang am Kapitol. Nächtlicher Spaziergang über die Mall. Vergebliche Suche nach etwas Essbarem (der „politische“ Teil Washingtons scheint am frühen Abend schlagartig auszusterben). Kurz vor Mitternacht bestellen wir uns Pizza beim Lieferservice ins Hotel.
Tag 5, Mittwoch, 27. Juni
Nicht kühler als der Vortag. Weißes Haus. Von dort zur Union Station. Zug von Washington nach Philadelphia. Schauen uns ein Teil des ersten Halbfinales zwischen Spanien und Portugal in einer Bahnhofskneipe an. Anschließend Philadelphia in drei Stunden. Mit dem Zug zurück nach Princeton.
Tag 6, Donnerstag, 28. Juni
Ruhetag! Ausschlafen! Nachmittags das EM-Halbfinale Deutschland-Italien in einem italienischen (!) Restaurant. Wir sind bedrückt (nicht wegen des Essens, das war super!), der Kellner ist glücklich. Herumschlendern über den Campus der Princeton University. Abends der Besuch einer Gaststätte mit eigener Brauerei.
Tag 7, Freitag, 29. Juni
Der Tag des Konzertes! Mit dem Mietwagen von New Jersey durch den Staat New York nach Connecticut. Einchecken im Hartford Plaza Hotel. Später Aufbruch ins XL Center. Kurz nach 20 Uhr. Das Licht geht aus! Mit einem Feuerwerk auf der Bühne beginnt die Wall-Show von Roger Waters. Rückkehr ins Hotel.
Tag 8, Samstag, 30. Juni
Mit dem Mietwagen von Hartford zurück nach Princeton.
Tag 9, Sonntag, 1. Juli
Frühstück in Princeton. Mit dem Zug zur Penn Station in Manhattan. Weiter mit der Subway nach Queens. Letztes Stück mit dem Taxi (Taxifahrer hat seinen ersten Tag, vermuten wir). Einchecken im Holiday Inn Long Island City. Mit der Subway zur Südspitze Manhattans. Mit der Staten Island Ferry vorbei an der Freiheitsstatue nach Staten Island und zurück. Das EM-Endspiel schenken wir uns – das Ergebnis freut uns trotzdem (siehe „Italienisches Restaurant in Princeton“). Besuch des 9/11 Memorials. Rückfahrt nach Queens. Auf dem nächtlichen Zu-Fuß-Nachhauseweg zum Hotel fragen wir uns, wie sicher Queens bei Nacht ist.
Tag 10, Montag, 2. Juli
Vom Hotel in Queens mit der Subway nach Roosevelt Island, einer Insel zwischen Queens und Manhattan im East River. Weiterfahrt mit der Roosevelt Island Tramway nach Manhattan. „Entspannter“ Spaziergang durch den Central Park. Mit der Subway zurück ins Hotel, von dort mit dem Taxi zum Flughafen JFK (dieser Taxifahrer kennt sogar den Weg). Die Werbung auf unserem Air Berlin-Flieger schaut in die fernere Zukunft („BER – Europe’s most modern airport“). Zum Sonnenuntergang der Abflug in Richtung Europa.
Tag 11, Dienstag, 3. Juli
Morgens Ankunft in Berlin-Tegel. Zeit für eine Currywurst zum Frühstück. Weiterflug nach München.
Es bleibt die abschließende Frage: Stresstest bestanden? Ich denke ja! Mit kleineren Abzügen in Einzelwertungen… 🙂
Schließlich hatte Goethe recht – eine Reise bildet nicht nur, sie belebt auch!
Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar:
sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet.
Johann Wolfgang von Goethe