Die Überschrift deutet es ja schon an. Das Übernachten in Aleppo war mit dem einen oder anderen Umzug verbunden. Dabei sollte es ja alles ganz anders sein. Da der Flug von München über Istanbul in die nordsyrische Stadt Aleppo erst in den sehr frühen Morgenstunden ankommen sollte, empfahl sich eine Unterkunftsreservierung. Gesagt, getan. Unterkunft im Reiseführer herausgesucht. Mail hingeschrieben. Antwort bekommen. Wir sollten nicht nur eine Zimmerreservierung haben, auch wollte uns ein Fahrer vom Flughafen abholen kommen (was aufgrund der Uhrzeit und der nächtlichen Uhrzeit in diesem doch sehr fremd erscheinenden Land ja gar nicht so schlecht erschien). Die Einreise am Flughafen in Aleppo war dann auch weitesgehend kein Problem (wir hatten allerdings das Glück relativ weit vorne im Flieger zu sitzen und waren dadurch bei den Ersten an der Passkontrolle) , sogar der Geldumtausch klappte, nur der angekündigte Fahrer war nicht aufgetaucht. Dieses Problem war aber angesichts der Tatsache, dass sich zahlreiche mehr oder weniger offizielle Taxifahrer um einen bemühten, in sehr kurzer Zeit gelöst. Die Straßen waren zu dieser nachmitternächtlichen Zeit von solcher Leere, so dass sich unser Fahrer zu Höchstleistungen animiert sah (und vielleicht in der Hoffnung auf eine weitere Flughafenfuhre), und wir sehr schnell die Innenstadt Aleppos erreichten. So standen wir morgens um halb 3 vor „unserem“ Hotel. Ok, die Gitter und die sich dahinter befindliche Dunkelheit ließen mich schon ein wenig stutzen. Anklopfen. Nichts. Nochmal anklopfen. Noch nicht viel. Irgendwann bewegt sich die Gittertür dann doch. Der dann erscheinende Nachtwächter (?) konnte allerdings mit unserer Reservierungsmail nicht wirklich etwas anfangen (sie war nicht in Arabisch verfasst), er konnte uns aber immerhin klarmachen, dass nicht nur kein Zimmer frei sei, sondern auch die meisten Ecken des Hotels schon mit Übernachtenden belegt sind.
Was soll’s. Es ist morgens um halb 3, zum ersten Mal in Syrien unterwegs, kaum einer (von den nicht besonders vielen Leuten auf der Straße) spricht Englisch (und ich kein Arabisch…), keine Unterkunft. Aber immerhein in einer Gegend, in der es noch mehr Hotels gibt. Erstes Hotel, „fully booked“. Zweites Hotel, „fully booked“. Drittes Hotel, „fully booked“. Es ist kurz nach 3 Uhr. Leichte (aber wirklich nur leichte!) Verzweiflung macht sich breit. Dann doch das Wunder. Im vierten Hotel, dem Hotel Somar, gibt es ein freies Zimmer! Dass das angebotene Zimmer drei statt zwei Betten bietet und dafür ein wenig teurer ist, ist nun wirklich gar kein Problem. Wir ziehen ein. Ich kann sogar noch ein paar Getränke an einem Straßenstrand ums Eck organisieren.
Der Morgen danach (ok, eher der Mittag des gleichen Tages) beginnt mit einer kleinen Überraschung. Umziehen. Aber nur innerhalb des Hauses. Kein wirkliches Problem. Jetzt ein Zimmer mit nur noch 2 Betten. Beide Zimmer hatten jeweils ein eigenes Bad und kosteten 29 US-$ für das größere bzw. 25 US-$ für das kleinere Zimmer.
Das dritte Zimmer wäre jetzt eigentlich gar nicht mehr nötig gewesen, da auch eine weitere Nacht im zweiten Zimmer problemlos möglich gewesen wäre. Neben Aleppo selbst wollten wir auch noch Teile von Syriens Norden anschauen. Der einfachste Weg (und wenn man nicht ewig viel Zeit hat) dafür ist sich ein Auto mit Fahrer zu mieten (selbst fahren ginge vielleicht auch, aber auch hier bleibt das Problem der fehlenden Arabisch-Kenntnisse, denn die Verkehrsschilder sind – wenn sie denn überhaupt vorhanden sind – in Arabisch…). Wo bekommt man einen Fahrer her? Da half der Lonely Planet weiter. Ein Hotel in der Altstadt würde genau solche vermitteln. Und da wir ihn für zwei Tage wollten, entschlossen wir uns, die Nacht dazwischen im besagten Hotel zu verbringen.
Das Hotel Dar Halabia befindet sich mitten in der Altstadt von Aleppo und ist mit einem Auto gar nicht direkt erreichbar.
Da das Hotel fast ausgebucht war, mußten wir uns mit einem Einzelzimmer (mit eigenem Bad und Frühstück, 35 US-$ für 2 Personen) zufrieden geben. Neben der Größe war die Lage des Zimmers ein kleiner Nachteil. Es befand sich direkt an der Treppe zwischen Erdgeschoss und den Zimmern im 1. Stock, was für eine gewisse Unruhe sorgte. Aber für eine Nacht war das in Ordnung.
Im Gegensatz zum Somar war im Dar Halabia ein Frühstück eingeschlossen, welches in einem schönen, überdachten Innenhof eingenommen wurde. Und die Lage direkt in der Altstadt ist schon eine Besonderheit.
Die beiden Tage in Aleppo und der Ausflug zu den Toten Städten im Nordmassiv boten einen schönen Einstieg in die Welt des Orients. Alle Leute, den wir begegneten, waren von gr0ßer Freundlichkeit. Keine Vorbehalte gegen uns „Westler“. Ganz im Gegenteil. Ich hatte immer das Gefühl als Gast in ihrem Land willkommen zu sein. Gespräche waren zwar aufgrund der gegenseitig fehlenden Sprachkenntnisse praktisch kaum möglich, aber schon die kleinen Versuche immer liebenswert. Ein Gefühl von Unsicherheit oder gar Gefahr spürte ich nie.